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Im oberen Eichsfeld, einer etwa 450 m hohen Hochfläche, ist der Boden
von sehr geringer Fruchtbarkeit. Infolgedessen sind die Bewohner gezwungen, als
Maurer und Feldarbeiter in der Fremde ihren Unterhalt zu gewinnen. Auch die
vom Eichsfeld sich in das Innere Thüringens erstreckenden Höhenzüge bestehen
aus Muschelkalk, der wohl herrliche Buchenwälder trägt, aber für den Ackerbau
keinen günstigen Boden liefert. Zu diesen Höhenzügen gehört das Kyffhäuser-
gebirge. Tief im Schoße des Kyffhäusers soll der Sage nach der alte Barbarossa
schlummern. Auf dem Kyffhäuser haben die alten und jungen Krieger des neu-
erstandenen Deutschen Reiches dem geliebten Heldenkaiser Wilhelm I. ein präch-
tiges Denkmal errichtet.
Die zwischen den Höhenzügen liegenden Mulden mit ihrem Schlammboden
sind von höchster Fruchtbarkeit, reich an Garten= und Ackerland. Die
ldene Au die von der Helme durchflossene Talebene, liefert Getreide und
uckerrüben, es weite Unstrutbecken ist Thüringens Gemüse= und Obstgarten;
die Gartenstadt Erfurt (111 T.) versorgt Deutschland mit Blumen, -samen
und Gemüse.
Die Fruchtbarkeit in den Mulden wird begünstigt durch die reichliche Be-
wässerung. Der Grenzfluß zwischen Sachsen und Thüringen ist die vom
Fichtelgebirge kommende Saale, die in einem tiefeingeschnittenen Talbett vorbei an
herrlichen Wäldern, kühnen Burgen, schönen Rebgeländen und volkreichen Städten
(Rudolstadt, Jena, Naumburg, Weißenfels, Halle) in nördlicher Richtung zur
Elbe eilt. Bei Naumburg nimmt sie den Hauptfluß des inneren Thüringens, die
Unstrut, auf, die auf ihrem Laufe das betriebsame Mühlhausen durcheilte. Der
Nebenfluß der Unstrut, die Gera, weiß von dem turmreichen Erfurt zu erzählen.
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. Die thöringischen Staaten.
a. Das Großberzogtum Sachsen-Meimar (3620 qkm — 417 T.)
wird vom Thüringer Walde (S. 29) durchzogen und besteht aus drei größeren
und vielen kleineren Teilen.
Ueimar (34 T, an der Ilm, ist die freundliche Hauptstadt des- Großherzogtums.
Das Residenzschloß enthält u. a. die mit herrlichen Malereien ausgestatteten vier Dichter-
zimmer, die Goethe, Schiller, Herder und Wieland gewidmet sind. Diese Dichter lebten
in Weimar unter dem kunstsinnigen Herzog Karl August. Am Goetheplatz steht Goethes,
an der Schillerstraße Schillers Wohnhaus. Auf dem Theaterplatze erhebt sich das Doppel-
standbild Goethes und Schillers. Andere Plätze der Stadt werden von den Standbildern
Herders und Wielands geziert.
An der Saale liegt die Universitätsstadt Jena (38 T.). Auf einer altberühmten
Handelsstraße gelangen wir von Weimar über Erfurt, Gotha nach der wegen der schönen
Umgebung von Fremden vielbesuchten, industriereichen Stadt Silenach (38 T.).
b. Das Berzogtum Sachlen-Meiningen (2470 qkm — 279 T.) umfaßt
das am Südabhange des Thüringer Waldes liegende Bergland und den westlichen
Teil des Frankenwaldes.
c. Das Berzogtum Sachlen-Coburg-Gotha (1980 qkm — 257 T.)
besteht aus dem am Nordfuße des Thüringer Waldes und im Thüringer Hügel-
land gelegenen größeren Herzogtum Gotha (Hauptstadt Gotha (39 T.], eine mit
zahlreichen Prachtbauten geschmückte, industriereiche Stadt) und dem südlich vom