96 Der Vogelsberg.
Oberwald eine vollständig unbewohnte Enklave darstellt. In
den um ihn liegenden Strichen nahm die Dichte bis zum
Jahr 1900 ab, statt wie sonst im Deutschen Reich und im Groß-
herzogtum Hessen im allgemeinen zuzunehmen, wozu Aus-
wanderung wesentlich beitrug. So hat in den Kreisen
Schotten, Lauterbach und Alsfeld, die den hohen Vogelsberg
umfassen, die Bevölkerungszahl von 1864—1900 ständig ab-
genommen, während in der gleichen Zeit sämtliche übrige
hessische Kreise zum Teil sogar recht bedeutende Zu-
nahmen der Einwohnerzahl aufweisen, und erst von 1900 bis
1905 ist in den drei Kreisen eine kleine Zunahme der Be-
wohnerzahl festzustellen. Von der dauernden Auswanderung
ist zu unterscheiden die zeitweise sommerliche Abwanderung
als Arbeiter, die früher zur Zeit, als es noch keine Dresch-
maschinen gab, viel größeren Umfang besaß.
Im hohen Vogelsberg kommen auf den Quadratkilometer
durchschnittlich 74 Bewohnerz hier fehlt Industrie vollständig,
abgesehen von Kleinbetrieben zu Hause, die sich mit Weberei,
zum großen Teil für eigenen Bedarf, und der Anfertigung von
Holzgerätschaften, Rechen, Schindeln usw. befassen; am Nord-
abhang steigt die Dichte der Bevölkerung da, wo einige In-
dustrie auftritt, wie in Alsfeld mit seinen Holzschneidereien,
bei Lauterbach und Ehringshausen durch die Basaltbrüche,
gegen das Schlitzerland zu durch Weberei, bei der Mücke durch
Eisensteinbergwerke, und es haben sich an manchen Stellen
Städtchen als lokale Verkehrszentren herausgebildet. Groß-
industrie findet sich hier noch nirgends, nur bei der Holzausfuhr
und der Steinindustrie, z. B. der Herstellung und Versendung
von Basaltschottermaterial von Londorf aus, zeigen sich einige
Ansätze dazu. Stärker besiedelt sind die Südwestabhänge des
Kegels, wo zur größeren klimatischen Begünstigung Bergbau
auf Braunkohlen und das Vorkommen von Mineralquellen
hinzutritt, von denen hier nur die wahrscheinlich aus dem