106 Taunus und Westerwald.
man gar häufig an den Talwänden viele, oft sehr starke sattel-
und muldenförmige Biegungen der Gesteinsschichten be-
merken. Bei der so beliebten Rheinfahrt sind sie aufmerksamen
Reisenden gewiß unterhalb von Aßmannshausen, zwischen
Braubach und Vallendar und an anderen Orten schon auf-
gefallen.
In den folgenden geologischen Epochen unterlag dies rhei-
nische Alpengebirge der Abtragung durch die zerstörenden
Kräfte. Aus diesen Zeiten finden sich daher in unserem Gebiet
keine Ablagerungen, abgesehen von einem schmalen Kranz von
Gesteinen der Permzeit, der den Ostrand des Gebirges — nörd-
lich von Gießen anfangend, wo das Lahntal teilweise in sie ein-
geschnitten ist — bis an sein nordöstliches Ende an der Münsterer
Tieflandsbucht begleitet. Lange Zeit wurden sie ihres Aus-
sehens wegen zum Teil irrtümlich für Rotliegendes gehalten,
jetzt wird das Ganze dem Zechstein zugezählt. Besondere Be-
deutung erlangt diese Ablagerung nördlich und südlich vom
Kellerwald bei Frankenberg und Thalitter wegen der berg-
männischen Ausbeutung der darin enthaltenen Kupfererze;
besonders von Frankenberg sind die im Gestein enthaltenen,
in Kupferglanz umgewandelten Zweige und Fruchtzapfen von
Koniferen, die sog. „Frankenberger Kupferähren“, weithin be-
kannt geworden.
Weitere Ablagerungen finden wir erst aus viel jüngerer,
aus der Tertiärzeit. Abgesehen vom Rheingau, der sich ganz
an das Rheinhessische Hügelland anschließt und vom geologi-
schen Standpunkt aus ihm zuzuzählen ist, sind die Tertiär-
schichten hauptsächlich repräsentiert durch ausgedehnte Ton-
ablagerungen aus Binnenseen. Sie finden sich vor allem im
westlichen Teil des Westerwalds und haben zu einer blühenden
Tonindustrie Veranlassung gegeben, die dem Landstrich den
Namen des „Kannenbäckerlandes“ eintrug. Denn die Nähe
von Selters und Ems bot von jeher einen guten Absatz für