108 Taunus und Westerwald.
Teil geborsten und mit Verwerfungen gegeneinander verscho-
ben sind; der Steinbruch am Lahnufer gegenüber Ahausen
bei Weilburg zeigt ein modellartiges Bild der Verschiebungen
im Zypridinenschiefer und diese Beispiele ließen sich leicht noch
massenhaft vermehren. Solche Spalten finden sich nicht nur
im Innern des Gebirges, sie bestimmen auch die Süd= und Ost-
umrandung; hier sind die umliegenden Gesteinsteile abge-
brochen und teilweise in die Tiefe gesunken, wo sie z. B. bei
den Quellenbohrungen in Bad Nauheim nachgewiesen werden
konnten;z teilweise sind sie, wie bei Oppershofen in der Wetterau,
noch an der Erdoberfläche geblieben und schauen schollenartig
aus den sie umgebenden jüngeren Gesteinen heraus.
Die Spalten im Gebirge besitzen insofern auch vom prak-
tischen Standpunkt eine besondere Wichtigkeit, als darauf meist
Erzgänge vorkommen und dadurch früher im Herzogtum
Nassau ein lebhafter Bergbau auf Silber, Kupfer, Blei und
Zink veranlaßt wurde, der freilich in neuerer Zeit durch die
auswärtige Konkurrenz fast gänzlich zum Erliegen gekommen
ist; neuere Versuche zur Wiederbelebung sind nicht gerade
von viel Erfolg begleitet gewesen. Von größeren Unter-
nehmungen der Art sind eigentlich nur noch zwei zu erwähnen,
die Grube Friedrichssegen bei Ems, die Silber= und Bleierze
fördert, und die Blei= und Silberhütte zu Braubach a. Rh.,
welche die Erze verhüttet. Außerdem gaben aber die Spalten
die Veranlassung zum Hervorsprudeln der verschiedenartigsten
Heil= und Mineralquellen, an denen das Rheinische Schiefer-
gebirge bekanntlich besonders reich ist; es dürfte vorläufig ge-
nügen, auf Bad Nauheim, Ems, Homburg und Wiesbaden als
Beispiele zu verweisen. Daß die innerlichen Verschiebungen
in der Erdkruste noch nicht abgeschlossen sind, sondern auch
jetzt noch weitergehen, zeigt das häufige Auftreten von Erd-
beben, die nachweisbar an bekannten Spalten ihren Ursprung
nahmen.