Taunus und Westerwald. 109
Nach Entstehung und Aufbau ist also das Rheinische Schiefer-
gebirge ein „Horst“, d. h. ein von Brüchen umgrenzter Sockel
alter gefalteter Gesteine, wie mehrere zwischen den Becken-- und
Tafellandschaften flach lagernder jüngerer Gesteine in Mittel-
europa als Stümpfe herausragen. In der heutigen Ober-
flächengestalt zeigt sich freilich kein erkennbarer Zusammen-
hang mehr mit diesem inneren Bau; das alte Faltengebirge
ist abgetragen und hat dadurch eine flachwellige Oberfläche
bekommen. Nur an den infolge der Verwerfungen steil ab-
brechenden Rändern gewinnt man meist noch den Eindruck
eines Gebirges; vollständigen Gebirgscharakter trägt von ihnen
der Südteil des Taunus, von den Anwohnern „die Höhe“ ge-
nannt. Hier haben die harten Quarzite des Unterdevons der
Abtragung am meisten Widerstand entgegengesetzt und dadurch
einen von Ostnordosten nach Westsüdwesten streichenden
Kamm entstehen lassen, der in seinem östlichen Teil bis 800 m
über die Ebene aufsteigt. Er beginnt am 517 m hohen Winter-
stein und dessen östlichstem Ausläufer, dem über Bad Nauheim
sich erhebenden Johannisberg, hat aber bald wieder eine tiefe
Einsenkung, über die die Straße von Homburg nach Usingen
führt und die in Römerzeiten durch das große, jetzt teilweise
wieder restaurierte Kastell der Saalburg verteidigt wurde.
Dann teilt sich der Kamm in zwei parallele Züge, zwischen die
sich ein schmaler, oft unterbrochener Längstalzug einschiebt,
und steigt sofort zu seinen höchsten Erhebungen — zugleich die
höchsten Berge des ganzen Rheinischen Schiefergebirges —,
dem Großen und Kleinen Feldberg, 880 m und 827 m, in dem
hinteren, dem Altkönig, 798 m, im vorderen Zug — an.
Weiter östlich liegt die niedrigste Einsattlung des eigentlichen
Taunuskamms, von der Bahn nach Limburg benutzt; es sind
die Durchbruchstäler der Quellbäche des Goldbachsbei Niedern-
hausen, der wenig weiter abwärts die malerische, enge Schlucht
des Lorsbacher Tals durchfließt. Gleich daneben erhebt sich