Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

112 Taunus und Westerwald. 
Koblenz die Provinz Hessen-Nassau verläßt; sein Tal ist fast 
ganz von dem an der engsten Stelle, bei der Lorelei, bei 
Mittelwasser nur 170 m breiten Fluß eingenommen und ohne 
eigentlichen Talboden, so daß stellenweise auf dem rechten 
Ufer Sprengungen notwendig waren, um Platz für den 
Straßenbau und die später angelegte Eisenbahn zu schaffen. 
Mit dem Eintritt in das Schiefergebirge tritt eine plötzliche 
Steigerung des Gefälls auf 0,54 m auf den Kilometer, gegen 
0,13 im Rheingau, ein, und mitten im Strom auftretende 
Felsriffe machen auch jetzt noch die Fahrt auf ihm gefährlich, 
wenn auch an dem schlimmsten Punkt, dem „Binger Loch“, 
wo das Fahrwasser noch dazu durch die den „Mäuseturm“ 
tragende Insel eingeengt ist, im letzten Jahrhundert durch 
Sprengungen nachgeholfen wurde. Hier bei Bingen bestand 
noch in historischer Zeit eine Stromschnelle, wodurch die Fluß- 
schiffahrt zur Zeit der Römer gänzlich lahmgelegt war; im 
Mittelalter hatte man angefangen, an der Beseitigung des 
Hindernisses zu arbeiten, doch gelang es erst durch Sprengungen 
der Felsen in den Jahren 1830—32, hier wirksame Abhilfe zu 
schaffen, während andere Felsen in der Fahrrinne oberhalb 
von Caub in den Jahren 1867—77 durch Sprengung beseitigt 
wurden. Überhaupt finden sich Felsinseln und Riffe häufig 
im Strom, „Leien“ genannt; die Wisperlei bei Lorch, die 
Insel der Pfalz bei Caub sind Beispiele dafür. Diese Hinder- 
nisse für die Schiffahrt, zu denen noch die winterlichen Eis- 
stopfungen treten, sind aber deshalb von besonderer Bedeu- 
tung, weil das Rheintal den einzigen Kanal darstellt, der Süd- 
westdeutschland entwässert, und deshalb auch dessen einzigen 
und Hauptverkehrsweg zu Wasser bildet. 
Das Tal des Rheins ist eng und tief eingeschnitten, mit 
felsigen Rändern, wie z. B. an der Lorelei, so daß oft auf 
längere Strecken weder Anbau noch Ortschaften vorhanden 
sind. Seine Talwände steigen nur im obersten Teil, bei Bingen,
	        
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