112 Taunus und Westerwald.
Koblenz die Provinz Hessen-Nassau verläßt; sein Tal ist fast
ganz von dem an der engsten Stelle, bei der Lorelei, bei
Mittelwasser nur 170 m breiten Fluß eingenommen und ohne
eigentlichen Talboden, so daß stellenweise auf dem rechten
Ufer Sprengungen notwendig waren, um Platz für den
Straßenbau und die später angelegte Eisenbahn zu schaffen.
Mit dem Eintritt in das Schiefergebirge tritt eine plötzliche
Steigerung des Gefälls auf 0,54 m auf den Kilometer, gegen
0,13 im Rheingau, ein, und mitten im Strom auftretende
Felsriffe machen auch jetzt noch die Fahrt auf ihm gefährlich,
wenn auch an dem schlimmsten Punkt, dem „Binger Loch“,
wo das Fahrwasser noch dazu durch die den „Mäuseturm“
tragende Insel eingeengt ist, im letzten Jahrhundert durch
Sprengungen nachgeholfen wurde. Hier bei Bingen bestand
noch in historischer Zeit eine Stromschnelle, wodurch die Fluß-
schiffahrt zur Zeit der Römer gänzlich lahmgelegt war; im
Mittelalter hatte man angefangen, an der Beseitigung des
Hindernisses zu arbeiten, doch gelang es erst durch Sprengungen
der Felsen in den Jahren 1830—32, hier wirksame Abhilfe zu
schaffen, während andere Felsen in der Fahrrinne oberhalb
von Caub in den Jahren 1867—77 durch Sprengung beseitigt
wurden. Überhaupt finden sich Felsinseln und Riffe häufig
im Strom, „Leien“ genannt; die Wisperlei bei Lorch, die
Insel der Pfalz bei Caub sind Beispiele dafür. Diese Hinder-
nisse für die Schiffahrt, zu denen noch die winterlichen Eis-
stopfungen treten, sind aber deshalb von besonderer Bedeu-
tung, weil das Rheintal den einzigen Kanal darstellt, der Süd-
westdeutschland entwässert, und deshalb auch dessen einzigen
und Hauptverkehrsweg zu Wasser bildet.
Das Tal des Rheins ist eng und tief eingeschnitten, mit
felsigen Rändern, wie z. B. an der Lorelei, so daß oft auf
längere Strecken weder Anbau noch Ortschaften vorhanden
sind. Seine Talwände steigen nur im obersten Teil, bei Bingen,