Taunus und Westerwald. 113
direkt zu 300—400 m ü. d. M. an, sonst ist der unmittelbare
Anstieg meist geringer und führt auf den Boden eines in die
wellige Hochfläche des Rheinischen Schiefergebirges einge-
senkten breiten Troges, in dem erst wieder das eigentliche Fluß-
tal eingeschnitten ist. Dies eigentliche Flußtal ist ein Erosions-
tal, wie hoch über dem Fluß in 250 m Höhe gelegene ältere
Rheinschotter beweisen. Auch die Flußwindungen sind ein
Zeugnis dafür, daß die Talbildung durch Einschneiden des
Flusses in das Gestein bewirkt wurde.
Genau denselben Charakter wie der Rhein zeißt die Lahn.
Auch hier ist ein außerordentlich enges Tal mit steilen felsigen
Wänden vorhanden, oben an einer flachen Terrasse scharf ab-
schneidend, auch hier die vielen und noch engeren Windungen
als beim Rhein, dazwischen steil abfallende Berge vorsprin-
gend, an denen, wie in Weilburg, in malerischster Lage Schlösser
und Städtchen stufenweise auf dem steilen Rand bis hinauf zur
Hochfläche aufgebaut sind. Das alles wirkt zusammen, um wie
am Rhein malerische, landschaftlich außerordentlich reizvolle
Szenerien zu schaffen, die nur deshalb etwas hinter denen
des Rheins zurückstehen, weil hier die große Wassermasse und
damit der die Rheinstrecke so sehr belebende Verkehr auf dem
Fluß fehlen. Diesem Mangel der Lahn hat man durch Kana-
lisierung abzuhelfen versucht; sie ist jedoch unvollständig ge-
blieben und für große Rheinschiffe nicht genügend, daher
hat die Eisenbahn den ganzen Verkehr an sich gerissen
und nur der Stein= und Erztransport talab ist noch zum
Teil dem Fluß verblieben. Im mittleren Lauf der Lahn
treten die Ufer etwas zurück und eine Talweitung tut sich
auf, das Limburger Becken, dessen Erstreckung etwa durch
die Orte Runkel und Diez bezeichnet werden kann; weiter
abwärts schließen sich die Ufer rasch wieder zusammen und
von hier bis zur Mündung liegt die engste und malerischste
Strecke.
Greim, Landeskunde von Hessen. 8