Tannus und Westerwald. 115
solcher „Fallwind“ ist der aus dem engen Wispertal in das
Rheintal hinauswehende stürmische und kalte Wisperwind.
Wie überall, so zeigt sich auch hier eine Zunahme der Nieder-
schlagsmenge mit der Höhe im Gebirge; während das Rheintal
sich an das Trockengebiet Rheinhessens anschließt und unter
50, zum Teil sogar unter 40 cm Niederschlag im Jahr emp-
fängt, steigt die Summe auf den Höhen des Taunus über 80,
auf denen des hohen Westerwalds sogar über 100 cm. Ein
großer Teil des Niederschlags fällt als Schnee, besonders im
Westerwald, wo im Winter sich die Schneedecke oft meterhoch
anhäuft, durch die Schneestürme häufig Verkehrsstörungen
eintreten und im Frühjahr durch den Verbrauch der Wärme
zur Schneeschmelze der Einzug des Frühlings wesentlich ver-
zögert wird. 1
Der scharfe Gegensatz in den Wärmeverhältnissen zwischen
den Hochflächen und den Flußtälern spiegelt sich wider in der
Vegetation. Über den Rebenhügeln und Obstpflanzungen
des Rheingaus und den Rebenhängen des Rheintals liegen
dicht mit Laubwald überzogene Berge. Es ist kein Zweifel,
daß diese Bewaldung auch das landschaftliche Hervortreten des
Taunuskamms wesentlich unterstützt, wie es den Regierungs-
bezirk Wiesbaden mit 2200 qkm Waldfläche (= rund 40 % der
Bodenfläche) unter die waldreichsten Teile der preußischen
Monarchie erhebt. Im unteren Teil der Gehänge finden sich
am Südabhang stellenweise reichlich edle Kastanien, oben
dagegen Buchen und hauptsächlich Eichen, unter denen
noch an manchen Stellen der Edelhirsch auf freier Wild-
bahn zu treffen ist. Auch auf den Hochflächen des hin-
teren Taunus sind größere Strecken des Landes mit Wald
bedeckt, wenn auch, abgesehen von den Waldgebieten Wal-
decks und seiner Umgebung, die Entwaldung des Schiefer-
gebirges eine Zeitlang große Fortschritte gemacht hatte und
deshalb stellenweise an den Hängen nur Buschwald, auf den
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