116 Taunus und Westerwald.
Höhen eine als Hutweide benutzte dünne Grasnarbe zu finden
ist. Trotzdem ist der größte Teil noch heute Hochwald aus
Laubholz, das 80 % der Waldfläche beansprucht, wogegen es
das Nadelholz, trotz Zunahme bei Aufforstungen in neuerer
Zeit, noch nicht über ein Fünftel des Waldbestands gebracht
hat. «
Auch in dem Rheintal zwischen Koblenz und Bingen tragen
die steilen Talhänge stellenweise eine dürftige Walddecke auf
dem mageren Lehmboden, der das Verwitterungsprodukt des
Tonschiefers und der Grauwacken bildet. Vielfach sind aber
auch an den warmen Hängen des Rheintals künstliche Terrassen
für den Weinbau geschaffen; durch kleine Trockenmauern aus
aufgeschichteten Steinen wird der wertvolle Boden auf den
Terrassen festgehalten, die oft nur Platz für je einige Wein-
stöcke bieten. Der Weinbau ist hier sehr beschwerlich, alles, was
im Weinberg gebraucht wird, Pfähle, Mist usw., muß auf
schmalen Steintreppchen hinauf-, bei der Ernte die Trauben
ebenso heruntergetragen werden. Die Schieferstücke werden
auf der Oberfläche der Terrassen ausgebreitet, um die Wirkung
der Bestrahlung durch die Sonne zu erhöhen, und doch wird
gar manchmal das Ergebnis all dieser mühseligen Arbeit durch
Wolkenbrüche, die die Terrassenmauern zerstören und die
fruchtbare Erde wegschwemmen, oder durch Mißernten in
Frage gestellt oder gänzlich vernichtet. Viel leichtere Bedin-
gungen finden sich für den Weinbau auf den flachen Hügeln
des Rheingaus, wo deshalb auch fast alle Gehänge zur Anlage
von Weinbergen ausgenutzt werden und sonniges, mildes
Klima, Schutz vor rauhen Winden und gute Bodenverhältnisse
zusammenwirken, umdie erstklassigen Weine Deutschlands zuer-
zeugen, an die Namen wie Johannisberg. Rüdesheim, Rauenthal
usw. genügend erinnern. Der Ertrag des Weinbaus bezifferte
sich im Jahr 1905 im Regierungsbezirk Wiesbaden auf 92000 hl
Most im Wert von 6,2 Mill. Mark von einer Rebenfläche von