Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

Taunus und Westerwald. 117 
3159 ha. Es dürfte wohl kaum einem Zweifel unterliegen, 
daß diese klimatischen Verhältnisse und der darauf gegründete 
Weinbau auch dem Volkscharakter ihr Gepräge aufgedrückt 
und im Verein mit dem starken Verkehr auf der Wasserstraße 
nicht nur an der Wohlhabenheit, sondern auch an dem auf— 
geweckten Sinn und dem fröhlichen Temperament der Be— 
wohner des sagenreichen Ufergeländes unseres schönsten deut- 
schen Stroms ihren Anteil haben. 
Wie in dem Rheingau, so findet sich in dem Rheintal eine 
intensive Ausnutzung des Bodens und alles ist, soweit es der 
schmale Raum des Talbodens neben dem Strom zuläßt, 
gartenartig bewirtschaftet. Auf dem Taunuskamm tritt da- 
gegen die von der Landwirtschaft in Anspruch genommene 
Bodenfläche gänzlich zurlick und erst in den Tälern gewinnt 
der Ackerbau wieder größere Ausdehnung. An manchen 
Stellen jedoch erstrecken sich die Ackerfelder immerhin auch 
bis auf die Höhen; so zeigt der Einrichgau bunten Wechsel 
zwischen Wiesen, Wald und Feld. Der Ackerboden ist 
auf den Höhen meist mager, da das Devon einen wenig er- 
tragfähigen Verwitterungsboden liefert; besonders auf dem 
hohen Westerwald und dem Taunuskamm kommen nur die 
genügsamsten Feldfrüchte fort und die Kartoffel ist das Haupt- 
nahrungsmittel der wenig wohlhabenden Bevölkerung. Bessere 
Verhältnisse bieten das Limburger Becken und die sich zu ihm 
öffnenden Seitentäler durch die Bedeckung mit fruchtbarem 
Löß, der sich in großen Flächen auf beiden Seiten des Lahntals 
ausbreitet und stellenweise auf die Hochflächen des Wester- 
walds hinaufzieht; hier findet sich dann günstiger Ackerboden, 
der reichen Ertrag liefert. 
Mit Schätzen des Bodens, besonders Erzen, sind Taunus 
und Westerwald reichlicher bedacht als andere deutsche Länder, 
was die Mannigfaltigkeit und die Zahl der Fundorte betrifft. 
Jedoch sind die Mengen nicht sehr groß, so daß die Rentabilität
	        
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