Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

118 Taunus und Westerwald. 
nicht mehr genügend ist, um bei den heutigen Verkehrsmöglich— 
keiten den Wettstreit mit ausländischen gleichen Produkten zu 
bestehen. So ist im letzten Jahrhundert eine Menge Gruben 
zum Erliegen gekommen, die in früherer Zeit betrieben wurden 
und lohnenden Verdienst für die nähere Umgebung boten. 
Hierzu gehören vor allem die Silber-, Blei= und Kupferberg- 
werke in der Gegend des unteren Lahntals und dem Hessischen 
Hinterland, und ähnlich erging es einem Teil der Eisenerze, 
die früher im Lahngebiet gegraben und in der Nähe (Lollar, 
Gießen, Wetzlar) verhüttet oder auf dem Wasserweg nach dem 
Industriegebiet des Niederrheins verfrachtet wurden. Auch bei 
ihnen ist ein starker Rückgang zu verzeichnen, seitdem die spa- 
nischen Erze, die den billigen Seeweg zur Verfügung haben, 
in den Wettbewerb eintraten. 
Andere Bodenschätze werden dagegen noch jetzt in großen 
Mengen abgebaut, so Braunkohlen und Ton auf dem Wester- 
wald, Phosphorite, die hauptsächlich zu künstlichem Dünger 
verarbeitet werden, in Staffel bei Limburg, zu Bausteinen 
verwandte Kalksteine im Lahntal und besonders diejenigen 
Schiefersorten, welche als Dach-und Tafelschiefer Verwendung 
finden können. Die großen Brüche bei Caub, in denen sie 
gewonnen werden, fallen gewiß jedem Rheinfahrer auf, um 
so mehr, da durch den dort eingetretenen Bergsturz sich ein 
bedeutender Anriß des Gehänges gebildet hat. Sonstige größere 
Industrien haben in nennenswertem Maß nicht Boden ge- 
faßt, obgleich wegen des Niederschlagsreichtums Wasserkräfte 
genug zur Verfügung stehen könnten, die heute noch ungenutzt 
gelassen werden, aber durch bei der Gestalt der Täler leicht 
anzulegende Talsperren wohl nutzbar zu machen wären. Nur 
die Lederindustrie in dem 5000 Einwohner zählenden Dillen- 
burg, sowie einige Ansätze zur Holzindustrie und Weberei sind 
hier noch zu erwähnen, während ein Teil der früher seßhaften 
Hausindustrien, wie die Nagelschmiederei in den Dörfern am
	        
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