134 Das Hessische Bergland.
Wie hier schon erwähnt, setzen sich also die Täler meist aus
im ganzen geradlinig verlaufenden oder doch nur wenig ge—
bogenen Stücken zusammen, die winklig aneinanderstoßen.
Im einzelnen dagegen fließen die Flüsse oft in starken Win—
dungen, Schlingen und Bögen, in den breiten Talauen von
einer Seite zur andern pendelnd. In anderen Fällen finden
sich aber auch enge Täler, wie das Fuldatal von Wolfsanger
bis Münden, oder das Wesertal von Münden abwärts, das,
obwohl 200 m tief in den Buntsandstein eingeschnitten, freilich
an Großartigkeit und Romantik mit dem Rheintal von Bingen
abwärts nicht wetteifern kann. Es bieten sich hier trotz der
tiefen, engen Einschnitte mehr idyllische, liebliche Bilder; dazu
trägt einerseits die starke Bewaldung der Hänge bei, andrer-
seits die viel geringere Wassermasse der Flüsse. Um diese
Engen zu vermeiden, sind die Straßen über die Hochflächen
und nicht durch die Täler geführt; so geht die Straße von Kassel
nach Münden nicht dem Fluß nach, sondern — freilich auch, um
die große Fuldaschleife bei Kragenhof abzuschneiden — über
die östlich davon liegende Hochfläche vor dem Kaufunger Wald.
Ahnliche große Erosionsschlingen wie bei Kragenhof finden sich
übrigens noch öfter, so bei Guxhagen oberhalb Kassel an der
Fulda und bei Witzenhausen an der Werra, wo die Prallstellen
außerordentlich steile Hänge, die Innens eiten der Bögen flache
Abdachungen zeigen und so modellähnlich ein Bild des Fluß-
wirkens an solchen Schlingen vor Augen führen.
Der größte Teil des Hessischen Berglands gehört zum Ge-
biet der Weser, deren beide Quellflüsse sich am Nordrand der
Provinz Hessen-Nassau vereinigen. Nur ein kleines Stück im
Südwesten gehört dem Lahn= und damit dem Rheingebiet an;
der niedrigste Punkt der Wasserscheide nach dieser Richtung
liegt bei Neustadt in der Hessischen Senke etwa 330 m hoch
und wird wegen der flachen Geländeformen von Bahn und
Chaussee ohne jede Schwierigkeit überschritten, während die