136 Das Hessische Bergland.
anderen Flüsse überschwemmen dann ihre Talauen, setzen den
mitgeführten Schlamm auf Wiesen und Feldern ab und höhen
diese dadurch im Laufe der Zeit auf. Auch für die Schiffbarkeit
der größeren Gewässer würde es natürlich viel vorteilhafter
sein, wenn die höheren Wasserstände auf die Sommerzeit, auf
die Zeit des größeren Verkehrs fielen. Die Versuche, hier
künstlich nachzuhelfen und insbesondere die Fulda bis Hersfeld
aufwärts schiffbar zu machen, sind jetzt wohl durch die Ent-
wicklung des Eisenbahnnetzes endgültig zu den Akten verwiesen
worden; dagegen wurde die Kanalisierung des Flusses bis
Kassel 1892—1895 durchgeführt und dadurch eine Hebung des
Verkehrs, bestehend hauptsächlich in Einfuhr amerikanischen
Maises und Ausfuhr des Groß-Almeroder Tons, wenn auch
im ganzen in bescheidenem Maß erzielt.
Gegenüber diesem Reichtum an fließenden tritt doppelt
hervor die Armut an stehenden Gewässern, die aber nichts
Auffallendes, sondern allen Buntsandstein= und Muschelkalk-
gebieten eigentümlich ist. Außer den schon erwähnten Kauten
auf dem Meißnerland gibt es nur wenige kleine Tümpel, wie
den Schwarzenborner Teich auf dem Knüll, der einst 16 ha
groß war, jetzt aber fast ganz verschlammt ist.
Wie die Niederschlagsverteilung, so zeigen auch die Tem-
peraturen große Unterschiede wegen des Wechsels der Boden-
gestalt. Die tieferen Teile, besonders die Flußtäler und größe-
ren Ebenen der Hessischen Senke haben ziemlich mildes Klima
und zeigen auch im Vegetationscharakter Anschluß an Süd-
deutschland, indem dessen Kulturpflanzen alle dort gedeihen,
mit Ausschluß der für Süddeutschland charakteristischen Rebe,
die die Grenze unseres Gebiets nicht überschreitet, ohne wesent-
lich an Ertragsfähigkeit und Wohlgeschmack einzubüßen. In
den kleineren Becken tritt aber trotz der tiefen Lage wegen
Stagnierens der kalten Luft im Winter oftmals verhältnis-
mäßig starke Kälte auf; in Fulda ist z. B. das aus den Jahren