Das Hessische Bergland. 137
1867—1896 berechnete Temperaturmittel von 7,9° Cim Ver-
hältnis zur Lage um ½“ zu niedrig und im Winter stellt sich
häufig Temperaturumkehrung gegen die Höhen ein. Im De-
zember 1879 war z. B. auf dem Kreuzberg in der Rhön Tau-
wetter, in Fulda —10° C; ja auf dem Kreuzberg war es da-
mals eine ganze Woche lang um 10—20° C wärmer als in
Fulda. Außerdem leiden die Niederungen durch häufigen
Nebel, durch Spät= und Nachtfröste; hierdurch wird die Schä-
digung der Ernte durch Frost und Befall sehr begünstigt. Auf
den Höhen sind die Winter rauh, die Sommer kühl. Befonders
starke klimatische Unterschiede findet man aber bei Über-
schreitung des „Landrückens“ zwischen Kinzig und Fulda: der
Südhang liegt vor rauhen Winden geschützt, ist mild und
sonnig und trägt Obst und andere Wärme fordernde Pflanzen;
der Nordabhang ist rauh, nur Kartoffeln, Hafer und Buch-
weizen kommen hier fort, und ausgedehnte Wiesen weisen die
Bewohner auf Viehzucht, der Wald auf die Holzschnitzerei als
Hauptbeschäftigungen.
Ein besonders glücklicher Umstand ist es übrigens, daß die
milden Gegenden sich decken mit dem Vorkommen guten Bo-
dens, während die unfruchtbaren Buntsandsteinböden im all-
gemeinen die rauhen Höhen einnehmen. So findet sich — ab-
gesehen von den stark bewaldeten steileren Talhängen — be-
sonders in den höheren Lagen des Gebiets viel Wald, der in
einem großen Teil der Einzelnamen des Berglands wider-
klingt. Im Hessischen Bergland werden 40%, im Fulda= und
Edergebiet (ausschließlich des Schwalmgebiets) werden 420
der Bodenfläche von ihm eingenommen, eine Zahl, die im
(zu 95% seiner Bodenoberfläche aus Buntsandstein bestehen-
den) Schlitzerland am Nordostfuß des Vogelsbergs auf 55 0
ansteigt. Hier zieht ein besonders waldreicher Streifen hin-
durch, der sich vom Landrücken über den Knüll und Rotenburg
an der Fulda zum Meißner und nach Münden erstreckt. Ein