Das Hessische Bergland. 143
Hessische Senke, die andere das Fulda= und Haunetal benutzend.
Weiter nach Norden streben beide wegen der ungünstigen engen
Talstücke der Weser nach der breiten Leinetalsenke und ver—
lassen deshalb das Weser= und Werratal, um die entgegen-
stehenden Buntsandsteinrücken zu queren. Bei Bebra trifft
mit der Frankfurter Linie die von Kassel das Fuldatal aufwärts
ziehende Linie zusammen, um in einem Zweig nach Osten
abzubiegen und dabei, der alten Thüringer Straße folgend
und die schmale Scheide des Hönebacher Passes durchbrechend,
in das Werratal zu gelangen. Der Verkehr konzentriert sich der
Hauptsache nach auf diese wenigen Hauptlinien, während die
übrigen nur relativ geringe Verkehrsziffern aufweisen; obwohl
noch eine große Anzahl sonstiger Bahnlinien mit anhängenden
Stichbahnen vorhanden sind und das Straßennetz gut entwickelt
und in gutem Zustand ist, liegen manche Teile des Hessischen
Berglands noch heute sehr „außer der Welt“. Die Straßen
ziehen an manchen Stellen die Hochflächen den Tälern vor,
um den Windungen der Flüsse aus dem Weg zu gehen, wobei
zur Erreichung der Höhe dann steile Anstiege zu überwinden
sind.
Infolge des Fehlens größerer Gewerbebetriebe und großen
Verkehrs enthält das Land, mit Ausnahme von Kassel, keine
Stadt von größerer Bedeutung. Die meisten gewöhnlich ge-
nannten Orte sind klein und haben nur historisches Interesse
oder finden als Sitze der Verwaltung, bzw. Hauptstadt des
kleinen Fürstentums Waldeck Erwähnung.
So entbehrt das Fürstentum Waldeck, das sich mit etwas
gezackter Grenze vom höchsten Teil des Kellerwalds über das
Waldecker Bergland bis zur Diemel nach Norden erstreckt und
im West= und Südteil auf das Rheinische Schiefergebirge
heraufzieht, als, von der Hausweberei abgesehen, gänzlich
industrieloses und sehr verkehrsarmes Land aller größeren
Orte. Die Hauptstadt Arolsen ist ein kleines Landstädtchen,