Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

Spessart und Rhön. 147 
Wie der vordere Odenwald ist auch der Vorspessart ein 
stark zerteiltes und gegliedertes Gebiet, das der Hauptsache nach 
sich als fruchtbares, wohl bebautes und gut bevölkertes flaches 
Hügelland darstellt. Nur der Hahnenkamm, auf bayrischem 
Gebiet südöstlich von Hanau gelegen, steigt als länglicher 
Rücken etwas höher an und bildet mit 437 m Höhe die höchste 
Erhebung des Vorspessarts. 
Den größten Teil des Spess arts nehmen die Buntsandstein- 
höhen des Hochspessarts ein, die rings steil ansteigend den Vor- 
spessart umgeben. Wie im Bunts andsteinodenwald finden wir 
hier breite, flache, langgestreckte Rücken mit einer Höhe von 
ungefähr 400—500 m. Einer von ihnen zieht in nordsüdlicher 
Richtung quer durch das Gebirge, der „Cselsrücken“, welcher 
eine uralte Höhenstraße trägt. An sein Nordende schließt sich 
der hintere Spessart an, der, ebenfalls aus Buntsandstein be- 
stehend, die Wasserscheide zwischen Sinn und Kinzig bildet 
und im Horst mit 540 m und der Bieber Höhe mit 527 m, beide 
im sog. Orber Reisig gelegen, die höchsten Höhen des Spessarts 
innerhalb der Provinz Hessen-Nassau besitzt. 
Das Klima des Vorspessarts ist wenig von dem der an- 
stoßenden Mainebene verschieden und mild; der Hochspessart 
dagegen ist durch sein rauhes Klima bekannt, sowie durch die 
ausgiebigen Schneefälle im Winter, die öjter eine sehr lange 
bleibende Schneedecke schaffen. liberhaupt empfängt der 
Spessart große Niederschlagssummen, die stellenweise auf 
über 100 cm im Jahresdurchschnitt ansteigen und die Ver- 
anlassung gaben, daß die Stadt Frankfurt eine größere Zahl 
von Quellen südlich von Orb im Kasselgrund für ihre Quell- 
wasserleitung erworben hat. 
Infolge des rauhen Klimas und des Sandsteinbodens ist 
der Hochspessart, wie der größere Teil des hinteren Odenwalds, 
hauptsächlich von Wald bedeckt, der 70 % der gesamten Ober- 
fläche einnimmt und noch einen großen Bestand von allerhand 
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