Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

Spessart und Rhön. 151 
Witterung auch in den Sommermonaten notwendig einzu— 
heizen, um einen behaglichen Aufenthalt im Zimmer zu er- 
möglichen. Immer vorhanden ist aber im Sommer eine reine, 
frische, würzige Luft, weshalb man schon seit längerer Zeit 
Orte der Rhön, wie Klein-Sassen am Fuß der Milseburg, als 
Sommerfrischen gern aufsucht. 
Die häufigen Regen und Nebel im Sommer und die großen 
Niederschlagsmengen überhaupt (über 100 cm auf der Hohen 
Rhön) kommen sehr den feuchten Bergwiesen und Hochmooren 
zugut, die einen großen Teil der Oberfläche bedecken. Die 
größten unter ihnen sind das Rote Moor, nordöstlich von Gers- 
feld, mit einer Fläche von etwa 200 Morgen und das Schwarze 
Moor, nordöstlich von Wüstensachsen. Ihr Torf wird abgebaut 
und zu Streu benutzt, außerdem wird die Torferde nach Kis- 
singen, Bocklet und Brückenau geliefert, wo sie zu Moorbädern 
Verwendung findet. Dann aber bietet der Torf ein will- 
kommenes Brennmaterial; denn im Gegensatz zu den um- 
gebenden Sandsteinbergen ist die Hohe Rhön baumarm; nur 
270% des Bodens bedeckt der Wald, 280% werden von Ackern, 
270% von Wiesen und 15% von Weiden eingenommen, und 
die höchsten Flächen sind wegen der Ungunst des Klimas fast 
vollständig kahl. Auch die Flora der Rhön ist arm, es ist nur 
eine geringe Zahl von Pflanzenarten vertreten reich ist nur die 
Moosflora, welcher eine größere Anzahl Bestandteile nor- 
dischen und alpinen Charakters beigemengt ist. 
Die, wie im Spessart, größtenteils der katholischen Kon- 
fession angehörenden Bewohner dieses von der Natur wenig 
bevorzugten Landes haben sich noch viele alte Sitten und 
Bräuche bewahrt und halten an ihren alten Überlieferungen 
zähe fest. So fängt die Heuernte auf der Hohen Rhön jedes 
Jahr nach alter Überlieferung an einem bestimmten Tag, dem 
8. Juli, an, mag es regnen oder die Sonne scheinen. Die 
sämtlichen Bewohner ziehen dann hinauf auf die Bergwiesen,
	        
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