Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

32 Der Odenwald. 
Nordostwinden oder den Schneestürmen der rauheren Jahres- 
hälfte so recht erkennen. 
Der Nieders chlag (Regen, Schnee, Hagel und Graupeln) 
fällt nicht, wie man früher vermutete, am reichlichsten auf den 
Höhen des vorderen Odenwalds, sondem, soweit die Resultate 
des neu eingerichteten hessischen meteorologischen Beobach- 
tungsdienstes zu Darmstadt erkennen lassen, ist es ein Streifen 
im mittleren Odenwald, der von der Gegend bei Lindenfels 
nach Beerfelden und dem Katzenbuckel zu zieht, welcher am 
meisten Niederschlag erhält. In diesem Streifen betrugen die 
jährlichen Niederschlagsmengen im Durchschnitt der Jahre 
19;01—190599—106 cmU= 990—1060 1 Wasser auf den aml, 
von denen ein großer Teil im Winter als Schnee fällt und zu 
Zeiten, in denen drunten in der Ebene alles schneefrei ist, auf 
den Lindenfelser Höhen, der Tromm und den Buntsandstein- 
hochflächen zur Bildung einer oft mehrere Dezimeter tiefen 
und wochenlang anhaltenden Schneedecke Veranlassung gibt, 
die neuerdings als Dorado für Skiläufer entdeckt wurde und 
eifrig besucht wird. Die Höhen des vorderen Odenwalds 
weisen demgegenüber nur Niederschlagsmengen von etwa 
90 cm im Jahr auf, die Höhen des hintersten Odenwalds und 
die Täler, besonders das nordsüdlich verlaufende der Müm- 
ling, zwischen 70 und 80 cm im Jahr. Im ganzen genommen 
sind also die Niederschlagsmengen im Verhältnis zur Höhe des 
Gebirges recht reichlich. 
Ein großer Teil des Odenwalds ist, wie sein Name schon 
andeutet, mit Wald bedeckt, und zwar ist es besonders der 
östliche und südöstliche, der Buntsandsteinodenwald, der auch 
heute noch seinem Namen alle Ehre macht und im Durchschnitt 
auf 6200 seiner Bodenfläche Wald trägt, ein Wert, der in 
einer großen Zahl Einzelgemarkungen sogar auf 70—800) 
steigt. Der Buntsandsteinboden eignet sich auch mehr zu Wald, 
als zu Ackerboden, trotz der weitgedehnten flachen Rücken, die
	        
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