Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

Das Rheinhessische Hügelland. 45 
zugänglich die Wohnung. Fast immer steht aber das Wohnhaus 
mit dem Giebel nach der Straße; sind besondere Gebäude als 
Stall und Scheuer da, so umschließen sie mit dem Haus zu- 
sammen dreiseitig den Hof, dessen Straßenseite sich durch das 
charakteristische überdachte Hoftor öffnet. Die Häuser sind im 
Unterbau aus Stein, darüber aus Fachwerkbau errichtet, im 
Südostteil des Gebirges auch teilweise an der Wetterseite mit 
Eichens chindeln belegt, und waren früher mit Stroh gedeckt. 
Wie dies nach und nach ganz abgekommen ist, so hat sich auch 
im übrigen der Hausbau in letzter Zeit wesentlich geändert 
und sich in den meisten Orten schon eine große Anzahl neu- 
modischer, aber wenig charakteristischer Bauten zwischen die 
alten eingedrängt. 
Das Rheinhessische Hügelland. 
Den südwestlichen Teil unseres Gebiets erfüllt das Rhein- 
hessische Hügelland, das zwar seinen Namen nach der Provinz 
Rheinhessen trägt, sich aber in seinen Grenzen mit ihr nicht 
vollständig deckt. Gewöhnlich wird es als Anhängsel oder Teil 
des Pfälzer Berglands angesehen, das sich im Südwesten an 
das Rheinhessische Hügelland anschließt und den Raum zwi- 
schen Hardt und Hunsrück einnimmt. Betrachtet man als 
Rheinhessisches Hügelland denjenigen Landstrich, in dem die 
Gesteine der Tertiärzeit herrschend auftreten, so erstreckt es sich 
nach Osten bis an die Oberrheinische Tiefebene. Die topo- 
graphische und geologische Grenze ist hier nicht der Rhein, der 
nur an einzelnen Stellen an den Steilrand des Hügellands 
herantritt, sondern eine fast gerade von Norden nach Süden 
verlaufende Linie, deren Lage durch die Städte Mainz und 
Worms bezeichnet wird. Die Nordgrenze bildet der Südfuß 
des Taunuskamms, welcher aus viel älteren Gesteinen be- 
steht. Hier im Norden hat sich der Rhein ein breites Tal in das 
Tertiärland eingeschnitten und dadurch die Vorhügelzone des
	        
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