Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

Das Rheinhessische Hügelland. 49 
Tiefebene findet sich in dem Bereich des Rheinhessischen 
Hügellands nur in geringer Ausdehnung auf der rechten Seite 
der unteren Nahes sie setzt sich über die flache Wasserscheide zwi- 
schen Rhein und Nahe südöstlich des Rochusbergs bei Bingen in 
die schmale Ebene fort, die den Rheinlauf südlich des Flusses 
aufwärts bis nach Mainz begleitet. Dadurch werden die beiden 
Ufer des Rheins auf der Rheingaustrecke von Mainz bis ober- 
halb Bingen gänzlich verschieden gestaltet: während das linke 
flach und eben ist und erst in etwas weiterer Entfernung von 
den hier sanft ansteigenden Tertiärhügeln begleitet wird, treten 
auf dem rechten Ufer die tertiären Flächen des Rheingaus meist 
ganz nahe an den Fluß heran und fallen in einer kleinen Steil- 
stufe zu ihm ab. « 
Nur an zwei Stellen ist die Eintönigkeit, wie wir sie soeben 
geschildert haben, geringer; das ist einerseits die Südwestecke 
der Provinz, andrerseits der Steilrand im Osten. Im Süd- 
westen dominieren, wie schon gesagt wurde, die Gesteine des 
Rotliegenden; hier findet sich eine größere Mannigfaltigkeit 
der Formen, die Hochflächen werden durch Bergland abgelöst, 
das im Kappelberg bei Nieder-Wiesen bis 351 m ansteigt, und 
dazwischen liegen gewundene, zum Teil tief eingeschnittene 
Täler, wie das malerische, schluchtartig enge Tal des Apfel- 
bachs oberhalb von Wöllstein. Auch der Steilrand im Osten 
des Hügellandes nach der Rheinebene zu ist etwas mehr ge- 
gliedert, da hier eine Anzahl meist steil ansteigender, schmaler 
Tälchen eingeschnitten ist, wie bei Osthofen und Nierstein, 
die den Zugang auf die Hochfläche erleichtern und deshalb auch 
von Straßen und den neuerdings zahlreichen Nebenbahnen 
benutzt werden. 
Sonst ist das Land an Tälern nicht reich. Als einziges 
größeres ist das der Selz zu nennen, die am Südwestrand in 
die Provinz eintritt und sie in einem Bogen durchzieht, um 
am Nordrand in den Rhein zu münden. Das Tal ist oben 
Greim, Landeskunde von Hessen. 4
	        
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