58 Das Rheinhessische Hügelland.
wodurch die Provinz in die Reihe der eisenbahnreichsten Gegen-
den Deutschlands eingerückt sein dürfte. Da der Aufstieg auf die
Terrassenränder steil ist, benutzen die Bahnen meist zum Auf—
stieg kleine Tälchen, haben aber auch so noch stellenweise starke
Steigungen zu überwinden; dasselbe ist bei den Landstraßen
der Fall, die beim direkten Anstieg auf die Hochflächen oft in
Biegungen geführt sind, sowie bei den Straßen niederer Ord-
nung; „die Steig“ ist ein häufig vorkommender Ausdruck zur
Bezeichnung derartiger Stellen. Unter den größeren Straßen
ist vor allem die Pariser Straße oder Kaiserstraße erwähnens-
wert; von Napoleon I. angelegt, durchschneidet sie die Provinz
fast in gerader Richtung von Mainz über Alzey bis zur Süd-
westgrenze. Den östlichen Teil der Provinz erschließt die Gau-
straße, von Mainz in südlicher Richtung vom Gautor über die
Hochfläche ausgehend und in Worms endend, ebenfalls eine
alte Straßenanlage, die im Anfang der dreißiger Jahre des
vorigen Jahrhunderts ausgebaut wurde.
Die größten Siedlungen der Provinz finden sich natürlich
am Ost= und Nordrand, die am meisten in bezug auf ihre Lage
begünstigt sind. Hier liegt etwas-entfernt vom Rhein auf dem
Hochufer die im Mittelalter schon als Übergangsort und Rhein-
hafen bekannte Stadt Worms mit 44 000 Einwohnern, in der
Dom und Lutherdenkmal an ihre historische Bedeutung er-
innern. Trotz der Zerstörung in den Franzosenkriegen ist sie
an der alten Stelle wieder vollständig neu erwachsen und heute
durch ihre blühende Lederindustrie von Bedeutung. Rhein-
abwärts treffen wir Oppenheim mit 4000 Einwohnern, über-
ragt von der Ruine einer alten Kaiserpfalz, der Landskrone,
das ebenfalls mit der neuerdings wieder restaurierten pracht-
vollen Katharinenkirche unter den Verwüstungen der Fran-
zosenzeit schwer zu leiden hatte. Hier findet sich an der Stelle,
wo der Rhein nahe an den Steilabfall des Rheinhessischen
Hügellandes herantritt, eine alte Fähre und Eintrittsstelle