60 Das Rheinhessische Hügelland.
zu Mainz, dem römisch-germanischen Zentralmuseum, ver-
einigt sind. Im Mittelalter zeigte die Stadt gleiches Blühen,
das seine höchste Stufe im 12.—14. Jahrhundert erreichte und
an das von Bauwerken der herrliche Dom erinnert; aus dieser
Zeit stammt die Bezeichnung: „das goldene Mainz“. Da es
aber der Stadt nicht gelang, sich von der Herrschaft ihrer
Bischöfe unabhängig zu machen, mußte sie ihre Macht an das
geographisch ähnlich begünstigte Frankfurt a. M. abtreten.
Erst mit dem Übergang in hessische Herrschaft zu Anfang
vorigen Jahrhunderts begann ein neues Aufblühen der Stadt,
das sich in der Folge durch die Entwicklung der Rheinschiffahrt
und den Bau von Eisenbahnen noch steigerte. Die Ansiedlung
von Industrien erfolgte und Mainz wurde eine Zeitlang die
Endstation für die Großschiffahrt auf dem Rhein. Die Eigen-
schaft als Festung beengte jedoch die Stadt und hinderte sie an
der weiteren, damals unbedingt notwendigen Ausdehnung;
als dann noch der Rhein weiter aufwärts in gut schiffbaren
Zustand gebracht und die großen Hafenanlagen in Mannheim
erbaut waren, mußte es seine Rolle als Endpunkt des Rhein-
güterverkehrs an diese Stadt abgeben; außerdem wurde durch
die Kanalisierung des Mains die direkte Rheinschiffahrt bis
nach Frankfurt ermöglicht, das den dadurch gebotenen Vorteil
zum Nachteil von Mainz reichlich ausnutzte. So geriet die
Stadt von neuem ins Hintertreffen, was durch das Fallen
bzw. Hinausschieben des Festungsgürtels in der neuesten Zeit
nicht vollständig aufgewogen werden konnte; trotzdem ist sie
zurzeit mit 98 000 (einschließlich des mit ihr zusammenhängen-
den Weisenau und Kastel 113.000) Einwohnern noch die volk-
reichste Stadt des Großherzogtums und Sitz verschiedener
Industrien, darunter einer Schuhwaren= und Möbelindustrie,
die bis in ferne Erdteile bekannt ist und exportiert.
Rheinabwärts liegen die historisch berühmten und heute
durch ihren Rotweinbau bekannten beiden Ingelheim (zu-