Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

60 Das Rheinhessische Hügelland. 
zu Mainz, dem römisch-germanischen Zentralmuseum, ver- 
einigt sind. Im Mittelalter zeigte die Stadt gleiches Blühen, 
das seine höchste Stufe im 12.—14. Jahrhundert erreichte und 
an das von Bauwerken der herrliche Dom erinnert; aus dieser 
Zeit stammt die Bezeichnung: „das goldene Mainz“. Da es 
aber der Stadt nicht gelang, sich von der Herrschaft ihrer 
Bischöfe unabhängig zu machen, mußte sie ihre Macht an das 
geographisch ähnlich begünstigte Frankfurt a. M. abtreten. 
Erst mit dem Übergang in hessische Herrschaft zu Anfang 
vorigen Jahrhunderts begann ein neues Aufblühen der Stadt, 
das sich in der Folge durch die Entwicklung der Rheinschiffahrt 
und den Bau von Eisenbahnen noch steigerte. Die Ansiedlung 
von Industrien erfolgte und Mainz wurde eine Zeitlang die 
Endstation für die Großschiffahrt auf dem Rhein. Die Eigen- 
schaft als Festung beengte jedoch die Stadt und hinderte sie an 
der weiteren, damals unbedingt notwendigen Ausdehnung; 
als dann noch der Rhein weiter aufwärts in gut schiffbaren 
Zustand gebracht und die großen Hafenanlagen in Mannheim 
erbaut waren, mußte es seine Rolle als Endpunkt des Rhein- 
güterverkehrs an diese Stadt abgeben; außerdem wurde durch 
die Kanalisierung des Mains die direkte Rheinschiffahrt bis 
nach Frankfurt ermöglicht, das den dadurch gebotenen Vorteil 
zum Nachteil von Mainz reichlich ausnutzte. So geriet die 
Stadt von neuem ins Hintertreffen, was durch das Fallen 
bzw. Hinausschieben des Festungsgürtels in der neuesten Zeit 
nicht vollständig aufgewogen werden konnte; trotzdem ist sie 
zurzeit mit 98 000 (einschließlich des mit ihr zusammenhängen- 
den Weisenau und Kastel 113.000) Einwohnern noch die volk- 
reichste Stadt des Großherzogtums und Sitz verschiedener 
Industrien, darunter einer Schuhwaren= und Möbelindustrie, 
die bis in ferne Erdteile bekannt ist und exportiert. 
Rheinabwärts liegen die historisch berühmten und heute 
durch ihren Rotweinbau bekannten beiden Ingelheim (zu-
	        
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