Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

Rhein= und Mainebene. 71 
Erfelder Altrhein entstand und der sog. Kühkopf zur Insel 
wurde. Ahnliche Attrheine, d. h. abgeschnittene Flußschleifen, 
die aber nicht künstlich geschaffen, sondern durch die in allen 
Lehrbüchern geschilderte Tätigkeit des Flusses selbst gebildet 
wurden, sind auch an anderen Stellen, so abwärts von Erfelden, 
selbst wenn sie auch heute vollständig zugefüllt sind, noch deut- 
lich zu erkennen, weil sie gewöhnlich vertorfen oder doch feucht 
bleiben und sich dann durch niedrig gelegene feuchte Wiesen 
verraten. Manchmal zeigt übrigens auch heute noch der Rhein 
seine natürliche Kraft bei Hochwassern, zerreißt, die Dämme, 
strudelt an der Durchbruchsstelle tiefe Löcher, die „Kolke“, aus 
und überschwemmt weithin die dahinterliegende Ebene. 
Früherhin waren diese Ereignisse angeblich häufiger; Rudels- 
heim in Rheinhessen, südlich von Oppenheim, mußte wegen 
häufiger Überschwemmungen von den Bewohnern aufgegeben 
werden; dafür wurde auf der Kante des Rheinhessischen Hügel- 
landes 1824 Ludwigshöhe gegründet. Schon vor der Regu- 
lierung besaß der Rhein in Hessen einen sanft gekrümmten 
Lauf; das Gefäll ist schwach und nimmt von Worms bis zum 
Durchstich am Geyer auf 0,05% ab; von da ansteigt es wieder 
auf 0,10%o auf der Strecke zwischen der unteren Mündung 
des Durchstichs und Mainz, auf der sich auch wieder hier und 
da Felsen im Rheinbett zeigen, wie das Tertiär und Rot- 
liegende bei Nackenheim, während weiter oben die Sohle nur 
aus Geschiebe und Sand besteht. Hierdurch ist ausgesprochen, 
daß der Oberrhein vom hydrographischen Standpunkt sein 
Ende bei Oppenheim erreicht, wo der Gefällsbruch und die 
Anderung der Beschaffenheit des Betts den Anfang eines 
neuen Stromstücks kennzeichnen. 
Auch der südliche Teil der Odenwaldbäche ist von Dimmen 
eingefaßt (Weschnitz, Winkelbach) und ihre Flußsohlen liegen 
stellenweise, ihre Spiegel öfter höher als das umliegende Land. 
Obwohl die Odenwaldbäche am Rand des Gebirges einen
	        
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