Rhein= und Mainebene. 71
Erfelder Altrhein entstand und der sog. Kühkopf zur Insel
wurde. Ahnliche Attrheine, d. h. abgeschnittene Flußschleifen,
die aber nicht künstlich geschaffen, sondern durch die in allen
Lehrbüchern geschilderte Tätigkeit des Flusses selbst gebildet
wurden, sind auch an anderen Stellen, so abwärts von Erfelden,
selbst wenn sie auch heute vollständig zugefüllt sind, noch deut-
lich zu erkennen, weil sie gewöhnlich vertorfen oder doch feucht
bleiben und sich dann durch niedrig gelegene feuchte Wiesen
verraten. Manchmal zeigt übrigens auch heute noch der Rhein
seine natürliche Kraft bei Hochwassern, zerreißt, die Dämme,
strudelt an der Durchbruchsstelle tiefe Löcher, die „Kolke“, aus
und überschwemmt weithin die dahinterliegende Ebene.
Früherhin waren diese Ereignisse angeblich häufiger; Rudels-
heim in Rheinhessen, südlich von Oppenheim, mußte wegen
häufiger Überschwemmungen von den Bewohnern aufgegeben
werden; dafür wurde auf der Kante des Rheinhessischen Hügel-
landes 1824 Ludwigshöhe gegründet. Schon vor der Regu-
lierung besaß der Rhein in Hessen einen sanft gekrümmten
Lauf; das Gefäll ist schwach und nimmt von Worms bis zum
Durchstich am Geyer auf 0,05% ab; von da ansteigt es wieder
auf 0,10%o auf der Strecke zwischen der unteren Mündung
des Durchstichs und Mainz, auf der sich auch wieder hier und
da Felsen im Rheinbett zeigen, wie das Tertiär und Rot-
liegende bei Nackenheim, während weiter oben die Sohle nur
aus Geschiebe und Sand besteht. Hierdurch ist ausgesprochen,
daß der Oberrhein vom hydrographischen Standpunkt sein
Ende bei Oppenheim erreicht, wo der Gefällsbruch und die
Anderung der Beschaffenheit des Betts den Anfang eines
neuen Stromstücks kennzeichnen.
Auch der südliche Teil der Odenwaldbäche ist von Dimmen
eingefaßt (Weschnitz, Winkelbach) und ihre Flußsohlen liegen
stellenweise, ihre Spiegel öfter höher als das umliegende Land.
Obwohl die Odenwaldbäche am Rand des Gebirges einen