Rhein- und Mainebene. 73
von 9—10° C gehört. Besonders die anschließenden unteren
Teile der Gebirgsabhänge sind durch mildes Klima ausge-
zeichnet, wie die Diluvialterrassen an der Bergstraße und das
dem Südzug des Taunus vorgelagerte Hügelland. Hier wird
einerseits Schutz vor den rauhen Nord= und Ostwinden durch
das dahinter aufragende Gebirge geboten, andererseits ragen
diese Teile bei der klaren, ruhigen Kälte des Winters oft über
den See in der Ebene stagnierender kalter Luft heraus und
zeigen dann die Erscheinung der sogenannten Temperatur-
umkehrung, d. h. der Zunahme der Temperatur beim An-
steigen. Hier gedeihen daher die Pfirsiche, hier treten die edlen
Kastanien waldbildend, wie bei Heidelberg und am Südabhange
des Taunus, oder wenigstens im Wald in sehr zahlreichen Exem-
plaren, wie bei Jugenheim, Auerbach, Heppenheim, auf und rei-
fen, gleich den auf den Hängen angepflanzten Mandelbäumchen,
jährlich ihre Früchte. Maulbeerbäume wachsen im Freien, Fei-
gen überwintern im Garten unter leichter Bedeckung und Wal-
nußbäume faßten früher beide Seiten der das Gebirge entlang-
ziehenden Straße von Darmstadt nach Heidelberg ein, während
Reben alle Abhänge bedecken. In der mittleren Rheinebene
erfriert dagegen manchmal das feinere Obst, es treten hier
viele Nebel auf und auch die Waldbäume haben schon im nörd-
lichen Teil durch Frost Schaden gelitten zu Zeiten, wo an der
Bergstraße diese Gefahr nicht vorlag. Besonders der Sommer
ist sonnenscheinreich und sehr warm, infolgedessen werden nicht
nur alle Sorten deutschen Getreides, sondern auch der Mais
in größerem Umfang angebaut, der zwar, wie hier als Futter
pflanze benutzt, noch weiter nach Norden geht, in der Ober-
rheinischen Tiefebene aber den nördlichsten Punkt iu Deusch-
land erreicht, an dem alljährlich seine Körner ausreifen. Die
Wetterau und Mainebene zeigen im Jahresmittel ungefähr
die gleichen Wärmeverhältnisse und stehen nur im Sommer
wenig hinter der Oberrheinischen Tiefebene zurück. Der Nieder-