Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

Rhein- und Mainebene. 75 
Wo diese Sande zum Feldbau benutzt werden, lohnen sie 
kaum die Saat. Zwar sucht man durch Gründüngung mit 
Lupinen nachzuhelfen, aber das Getreide hat nur kurze, 
schwache Halme und kleine Ähren, und erst eine kleine Bei— 
mengung von Lehm schafft einen etwas brauchbareren Boden. 
Nur eine Pflanze gedeiht auf den Sandböden des südlichen 
Rieds unter der sommerlichen Hitze vorzüglich, das ist der 
Tabak, der in der Gegend von Lorsch, Lampertheim und Viern- 
heim gepflanzt wird; mit welchem Erfolg, kann man daraus 
ersehen, daß der Geldwert der Ernte Mitte der neunziger Jahre 
auf rund 1 Mill. Mark jährlich geschätzt wurde. Weite Flächen 
der Rheinebene sind aber auch von fruchtbaren Böden ein- 
genommen, dazu gehört in erster Linie der „Rheinschlick“, von 
früheren Überschwemmungen herrührend, und ein Teil der 
Absätze der Gebirgsbäche. Freilich wird dieser Boden teilweise, 
weil er zu tief liegt, besonders im Gebiet der alten Flußbetten 
durch zu große Nässe beeinträchtigt und trägt dann Wiesen mit 
vielfach sauren Gräsern, die als Viehfutter nicht verwendbar 
sind. Auch das Vorkommen einer eigentümlichen Kalkschicht, 
des sog. „Wiesenkalks“, in 1—1,5 m Tiefe unter dem Boden 
ist für manche Art der Ausnützung sehr hinderlich, da die 
Baumwurzeln ihn nicht durchdringen können. Im übri- 
gen bietet jedoch der Schlick einen vorzüglichen, nur manch- 
mal etwas sehr schweren Ackerboden. Außerdem gibt der 
Löß, besonders wenn er oberflächlich oder gänzlich entkalkt 
und verlehmt ist, wie das bei umgelagerten Lössen ge- 
wöhnlich der Fall ist, einen guten Boden, der bei dem mil- 
den Klima nach Aberntung des Getreides häufig noch eine 
Zwischenfrucht zu bauen gestattet. Zu nichts zu brauchen ist 
dagegen der Torfboden, da die Ausbeutung des Torfs bei 
den heutigen Verhältnissen nicht mehr lohnt; sie wird des- 
halb nur noch in den Torfgruben bei Pfungstadt in geringem 
Ausmaß betrieben.
	        
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