76 Rhein= und Mainebene.
Auch die Wetterau besitzt meist fruchtbare Böden, die, ab-
gesehen von den Diluvialböden im engeren Sinn, zum Teil
aus den Zersetzungsprodukten des Basalts entstanden sind,
welche vom Vogelsberg herabgeschwemmt wurden. Wie in
Rheinhessen, findet sich in ihrem größten Teil nur wenig Wald
und alles verfügbare Land wird zu Acker= und Wiesenflächen
ausgenuttt.
Die klimatischen Verhältnisse gestatten in der Rhein= und
Mainebene den Anbau aller mitteleuropäischen Nutzpflanzen,
daher findet man die bunteste Musterkarte von ihnen vor.
Neben den verschiedenen Getreidesorten, unter denen in der
Wetterau nach der Anbaufläche gerechnet der Weizen den
Roggen bei weitem überwiegt, baut man Kartoffeln; Mais
wird als Futterpflanze gezogen, und die Zuckerrüben werden
in den nahe gelegenen Zuckerfabriken von Gernsheim, Groß-
Gerau, Groß-Umstadt und Friedberg verarbeitet. Wie überall
in der nächsten Umgebung der großen Städte, hat sich auch hier
Gemüsebau angesiedelt, dessen Hauptsitze bei Darmstadt das
westlich gelegene Griesheim (6000 Einw.), bei Frankfurt das
zwischen ihm und Offenbach gelegene Oberrad seit alters sind.
An der Bergstraße wird schwerer feuriger Wein gezogen, dessen
Reben 1901 rund 550 ha bedeckten und einen Ertrag von
16 000 hl im Wert von 381 000 Mark lieferten. Ein umfang-
reicher Obstbau wird daneben, besonders in der Wetterau, ge-
trieben. Nicht nur die Straßen sind hier überall mit fort-
laufenden Reihen von Obstbäumen eingefaßt, auch auf den
Ackern stehen überall Obstbäume, und manche Ortschaften, wie
Butzbach und andere, liegen geradezu in Obstbaumwäldern ver-
steckt. Wie groß der Ertrag hieraus ist, kann man daraus er-
sehen, daß im Jahr 1898 im Kreis Friedberg für 206 000 Mark
Obst geerntet wurde. Wesentlich hierauf eingewirkt hat die
günstige Absatzgelegenheit, welche die nahe gelegene Großstadt
Frankfurt und die Bäder Bad Nauheim und Bad Homburg