Rhein= und Mainebene. 77
bieten, deren Wochenmärkte aus der ganzen Wetterau nicht
nur mit Obst, sondern außerdem mit Gemüse, Eiern, Geflügel
und Milch versorgt werden und damit eine reichliche Erwerbs-
quelle darbieten. Ein großer Teil der Apfelernte wird
verbraucht für das besonders in Frankfurt-Sachsenhausen
volkstümliche Getränk des Apfelweins, zu dem die Apfel
zumeist aus dem Hanauer Land und dem Südteil der
Wetterau bezogen werden. Er wird besonders wohlschmek-
kend durch Zusatz von Saft des Speierlings, welcher auf den
Abhängen der Tertiärterrasse von Bergen und Hochstadt, die
das Maintal nordöstlich von Frankfurt einfassen, vorzüglich
gedeiht.
Die Bevölkerung gehört in der Rhein= und Mainebene und
dem südlichen Teil der Wetterau zum fränkischen Stamme, im
nördlichen Teil zu den Hessen. Hier wird besonders vom weib-
lichen Teil der Bevölkerung noch vielfach Tracht getragen,
deren Auffälligstes, die kurzen, nur bis zum Knie gehenden
Röcke, den Trägerinnen in der Umgebung den Spitznamen
„Stumpröcke“ eingetragen hat. Über die Bevölkerungs-
dichte besitzen wir vergleichbare neuere Berechnungen nur aus
dem hessischen Anteil, zu dem die Rhein= und Mainebene
südlich des Mains mit geringen Ausschlüssen bei Frankfurt
und der größte Teil der Wetterau, sowie das Gießener Becken
gehören. Preußen dagegen besitzt das Kinzigtal und die Main-
ebene nördlich des Mains, sowie kleinere Teile im Süden und
Südwesten der Wetterau. Der größte Teil der Bewohner-
schaft gehört zur evangelischen Konfession; nur wo früher geist-
liche Gebiete waren, finden sich geschlossene katholische Gegen-
den, wie in der Rheinebene zwischen Gernsheim, Lorsch, Bür-
stadt, Heppenheim und Bensheim, und in der Mainebene bei
Dieburg und nördlich davon im sog. Rodgau. In der Wetterau
sind dagegen einzelne katholische Ortschaften zwischen die über-
wiegend evangelische Bevölkerung eingesprengt.