Rhein= und Mainebene. 81
kation in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundertsz jetzt genießt
dieser Zweig des Offenbacher Gewerbes Weltruf und seine
Fabrikate gehen bis in die fernsten Erdteile; daneben haben
aber auch der Maschinenbau, die Seifenfabrikation, die che-
mische Großindustrie u. a. ihren Sitz in der gewerbfleißigen,
60 000 Einwohner zählenden Stadt aufgeschlagen, die neuer-
dings eine besondere Förderung des Verkehrs dadurch er-
fahren hat, daß sie Endpunkt des kanalisierten Mains wurde.
Die chemische Großindustrie ist außerdem westlich von
Frankfurt im preußischen Anteil in Griesheim am Main
(10 000 Einw.) und Höchst (16 000 Einw.) seßhaft, so daß diese
beiden mit Offenbach und Darmstadt, sowie den nicht in den
Rahmen unserer Betrachtung fallenden Mannheim-Ludwigs-
hafen ein Zentrum chemischer Gewerbe am Mittelrhein dar-
stellen, wie es sich auf der ganzen Erde nicht zum zweiten Male
findet. Der Mittelpunkt des mainischen Industriebezirks,
Frankfurt, verdankt dagegen seine Größe mehr dem Handel
als der Industrie. ,
Da gelegen, wo die tertiären Hochufer des Mains an beiden
Seiten nahe herantreten und das Überschwemmungsgebiet
stark einengen, ist Frankfurt wohl von jeher ein Übergangs-
punkt über den Fluß gewesen. Außerdem liegt es am Nord-
ende der Oberrheinischen Tiefebene, der großen von der Natur
geschaffenen nordsüdlichen Verkehrsstraße, die schon zur Rö-
merzeit von bedeutenden Straßenanlagen durchzogen war,
aber noch größere Wichtigkeit gewann, als im Mittelalter der
Gotthardpaß im Süden bekannt wurde. Die Natur hat diesen
Straßenzügen im Norden der Ebene zwei Knotenpunkte ge-
geben, von denen die Wege aus der Ebene nach den anderen
deutschen Landschaften weiterziehen, Mainz und Frankfurt.
Dies spricht sich auch in der Anlage des heutigen Eisenbahn-
netzes aus, dessen teilweise auf drei parallele Hauptlinien an-
wachsende Schienenstränge im Norden an diesen Punkten
Greim, Landeskunde von Hessen. 6