82 Rhein- und Mainebene.
endigen. Frankfurt befindet sich aber Mainz gegenüber in
einer günstigeren Situation, die teils in natürlichen, teils in
historischen und politischen Verhältnissen begründet ist. Außer
der breiten Ebene strahlen von hier der Weg nach Franken am
Main, der Weg nach Thüringen durch das Kinzigtal, der Weg
nach Hessen und zur Weser durch die Wetterau aus, welch
letztere beide zugleich die kürzesten Verbindungen nach den
deutschen Seehäfen darstellen. Im Mittelalter waren diese
Wege durch Straßenzüge, jetzt sind sie durch Eisenbahnlinien
bezeichnet, die in Frankfurt enden und es zum bedeutendsten
Verkehrsknoten Mitteldeutschlands machen. Die vollständige
Ausnützung dieser natürlichen Vorteile der Lage war freilich
erst möglich, seit 1866 durch Angliederung an Preußen zwar
die Selbständigkeit als freie Reichsstadt vernichtet, aber dafür
die Hemmungen durch das Kleinstaatentum und durch Fehlen
eines politisch mit der Stadt verbundenen Hinterlandes weg—
geräumt waren. Dazu kam das kräftige Eingreifen der preußi-
schen Eisenbahn= und Verkehrspolitik. Durch Kanalisierung
des Mains und Herstellung von Hafenanlagen gelangten die
großen Rheinschiffe nach Frankfurt, das nun jahrelang End-
punkt der großen Wasserstraße des Rheins blieb. Dieser Vor-
teil wurde von Frankfurt kräftig ausgenützt, der Umschlag in
der Güterbewegung stieg rasch auf über 1 Mill. Tonnen im
Jahr, und das ähnliche Vorteile der Lage aufweisende Mainz,
welches sich gleicher Förderung nicht erfreuen konnte, wurde
dadurch beiseitegeschoben. Zugleich hatte sich Frankfurt zum
bedeutendsten Handels= und Geldmarkt Westdeutschlands ent-
wickelt, was wohl durch den Namen des Frankfurter Bank-
hauses Rothschild allein schon genügend charakterisiert wird.
Neben den Vorzügen der natürlichen Lage hatte übrigens von
jeher eine Reihe historischer Gründe zum Aufschwung der Stadt
beigetragen. Schon1240 begannen die berühmten Frankfurter
Messen, seit 1356 wurde es Wahlort, später auch Krönungsort