Der Vogelsberg. 91
Von dem Oberwald aus ziehen nach allen Seiten radiale
Täler, die durch die Erosion eingeschnitten wurden. Oben be-
ginnen sie gewöhnlich in breiten, flachen Wiesenmulden, schnei-
den sich aber nach unten immer tiefer ein und bekommen stei-
lere Hänge, die sich bis 100 und 200 m über den Talboden
erheben. Zwischen ihnen verlaufen ebenfalls radial als ihre
Scheiden breite, oben flache, unten steilwandiger werdende
langgestreckte Basaltrücken, die sich ganz regelmäßig nach dem
Außenrand zu absenken. Hier und da sind ihnen kleinere
Kuppen aufgesetzt, die zum Teil aus nach innen gebogenen
Basaltsäulen bestehen und durch ihre steilen Felsabstürze die
Form von Burgruinen nachahmen; deshalb findet man für
sie häufig Namen wie „Alteburg“" und „Alteburgskopf“. Ahn-
liche Kuppen erscheinen auch ringsum noch im umgebenden
Flach= und Hügelland. Auch sonst sind die Rücken mit herum-
liegenden unverwitterten Felsblöcken von Balsalt teilweise wie
übersät, so daß sie nur zu Waldland oder Hutweide verwendet
werden können.
Die geschilderte radiale Gliederung ist ein Hauptcharakter-
zug des Vogelsbergs, der hierin noch eine Eigenschaft des alten
Vulkans ungetrübt bewahrt hat. Infolge dieser Gliederung
entspringen seine wasserreichen Bäche alle auf dem Oberwald
oder in seiner nächsten Nähe und fließen von da nach allen
Himmelsrichtungen in den radialen Tälern hinab, um sich am
Fuß des Kegels oder in der vorliegenden Ebene zu sammeln.
Die nach Süden, Südwesten und Westen gehenden bilden Zu-
flüsse der in den Main mündenden Nidda, die selbst auf dem
Oberwald entspringt. Sie bildet dort den Abfluß eines Teichs,
des sog. Landgrafenborns, der auf der anderen Seite Wasser
zur Schlitz und damit zur Fulda abfließen läßt und so ein
interessantes Beispiel einer Flußgabelung im Quellgebiet
bietet. In die Nidda fließt die Nidder mit dem Seemenbach
und die Wetter mit der Horloff. Nach Süden zur Kinzig fließen