92 Der Vogelsberg.
Salzbach und Bracht, in deren Gebiet ein Teil der Quellen
der Frankfurter Quellwasserleitung dienstbar gemacht ist. Die
Ohm und ihre Nebenbäche nach Nordwesten gehen in die Lahn;
der Norden, Nordosten und Osten des Kegels gehört dagegen
zum Wesergebiet und sendet seine Bäche direkt zur Fulda oder
zu ihrem Nebenflüßchen Schlitz und der durch die Eder eben—
falls ihr Wasser der Fulda zuführenden Schwalm. Aber auch
außerhalb des Oberwalds, in den übrigen Teilen des Vogels-
bergs, ist an Wasser kein Mangel und außer dem fließenden
Wasser sind Quellen reichlich vorhanden, meist in den Hori-
zonten, wo sich tertiäre Tonlagen befinden; sie machen sich
dann durch eigentümliche Stellen bemerklich, die im Volks-
mund „Märzgallen“ heißen und in der nassen Jahreszeit
(Winter und Frühling) fortwährend Wasser von sich geben.
Wenn sich solche Märzgallen im Ackerland befinden, sind sie
sehr nachteilig, da sie das „Auswintern der Winterfrucht“ be-
wirken, wobei die Stellen in Klee= und Wintersruchtfeldern
vollständig kahl werden; Drainage, die in neuerer Zeit an-
gewandt wird, hat sich einigermaßen dagegen bewährt.
Der Reichtum an fließendem Wasser nimmt seinen Ur-
sprung in dem Reichtum des Bergkegels an Niederschlägen,
deren Summe von allen Seiten fast ganz regelmäßig bis zu
einem Jahresmittel von über 100 cm im höchsten Teil an-
steigt. Ein großer Teil des Niederschlags fällt in Form von
Schnee, der jeden Winter die höheren Teile mit einer lang-
dauernden Decke überzieht, welche auch da, wosich keine Schnee-
wehen befinden, über meterhoch wird und längere Zeit bleibt.
Daß infolgedessen manchmal in den höchstgelegenen Dörfern
die Haustüren ausgeschaufelt werden müssen, ist nicht ver-
wunderlich; in den Hohlwegen und Schneewehen häuft sich
der Schnee noch höher bis zu mehreren Metern und macht
teilweise die Bezeichnung der Wege durch Stangen notwendig.
Die Schneedecke schmilzt in vielen Jahren erst sehr spät; meist