798 F. Beschaffung u. Verteilung d. Arbeitskräfte. Arbeiterschutz. Kriegswohlfahrtspflege.
Sie hat zunächst unter Zurückdrängung der sich zahlreich anbietenden frei-
willigen Hilfskräfte dem Grundsatze Geltung zu schaffen versucht, daß in freie
Stellen möglichst nur bezahlte Arbeitskräfte zu bringen sind. Gleichzeitig hat sie
sich sofort der damals dringendsten Aufgabe, der Bergung der heimischen
Ernte, angenommen. Unter wesentlicher Mithilfe des Preußischen Ministeriums
für Landwirtschaft, Domänen und Forsten ist es gelungen, etwa 12000 städtische
Arbeiter in verschiedenen Landesteilen für Erntearbeiten zu vermitteln und durch
ein Abkommen über die Arbeitsbedingungen städtischer Arbeiter bei Erntearbeiten
die Hilfe zahlreicher städtischer Arbeitskräfte in der benachbarten Landwirtschaft
bei der Ernte zu ermöglichen. Ferner hat die Reichszentrale an dem Heim-
transport italienischer Arbeitskräfte in ihre Heimat und an der
Unterbringung der aus Festungsgebieten entfernten Bevölkerung
mitgewirkt. Größere Mühe hat die Verteilung und Beschäftigung der in
Deutschland tätigen russischen Arbeiter gemacht, die teils mit Hilfe des
Preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten bei Moor-
kulturen, teils bei Kanalbauten, teils bei einzelnen Landwirten und Ziegeleien
untergebracht worden sind. Besonders für die Hackfruchternte ist die Vermittelung
russischer Arbeitskräfte nützlich gewesen.
Weiter hat sich die Reichszentrale bemüht, durch Vermittelung geeigneter
Arbeitskräfte die Inbetriebhaltung von einzelnen Werken oder auch
von ganzen Gewerbszweigen zu erleichtern. Den Landwirtschaftskammern
sind zur Bedienung der Motorpflüge und Dreschmaschinen entsprechend erfahrene
Arbeitskräfte vermittelt worden. Unbeschäftigte Kalibergleute, wie auch ungelernte
Arbeiter aus Städten haben in dem schlesischen Bergbau untergebracht werden
können, wodurch dieser stärker in Tätigkeit gekommen ist. Auch für die lothringer
Hüttenwerke ist die Reichszentrale bemüht, Arbeitskräfte zu beschaffen. Ebenso
find der Binnenschiffahrt und der Zuckerfabrikation dort fehlende Arbeitskräfte
nachgewiesen worden. Nicht wenige ungelernte Arbeiter haben auch bei Kanal-
bauten, Eisenbahnbauten u. dgl. Beschäftigung gefunden.
Besonders umfangreich war die Tätigkeit der Reichszentrale für die Be-
schaffung der zu Festungsarbeiten erforderlichen Arbeitskräfte,
die teils unmittelbar für diese Arbeit gesucht wurden, teils als Ersatzarbeiter für
requirierte landwirtschaftliche Landarbeiter eingestellt worden sind. Hierbei ist es
gelungen, zahlreiche Arbeitlose aus den großen Städten und auch aus
kleineren Orten in eine zwar anstrengende und oft mit Unbequemlichkeiten ver-
bundene, aber doch auskömmlich gelohnte Tätigkeit zu bringen. Etwa zwei
Fünftel dieser Arbeiter sind aus Berlin und Umgebung genommen worden, die
übrigen aus den preußischen Provinzen Posen, Pommern, Brandenburg, Schlesien,
Sachsen, Hannover, Rheinland, Westfalen, aus dem Königreich Sachsen, den
Thüringischen Staaten und Hamburg. Wie für Festungsbauten, so hat die
Reichszentrale für die eigenen Betriebe der Militär= oder Marinebehörden und
für die von ihnen beschäftigten Betriebe die oft dringend und mit kurzer Frist
gesuchten Arbeitskräfte zu stellen sich bemüht. Es hat sich hierbei um Arbeits-
kräfte aller Art, von Ingenieuren und Zeichnern bis zu Erdarbeitern, hauptsächlich
indessen um gelernte Arbeiter der verschiedensten Berufe gehandelt. Hierbei hat
sich die Reichszentrale der Mitarbeit der Arbeitsnachweisverbände und auch der
einzelnen Arbeisnachweise bedient. Für die Beschaffung der großen Zahl
ungelernter und ähnlicher Arbeiter haben sich namentlich die öffentlichen Arbeits-
nachweise, für die Beschaffung der gelernten, qualifizierten Arbeiter, die Arbeitgeber-
und besonders die Gewerkschafts-Arbeitsnachweise als nützlich erwiesen.
In zahlreichen Fällen konnte sich die Reichszentrale der Arbeitsnachweise
damit begnügen, den Arbeitsnachweis eines Bezirkes oder Gewerbes, in dem ein