608 F. Beschaffung u. Verteilung d. Arbeitskräste. Arbeiterschutz. Kriegswohlfahrle pilegeusa
V. Arbeitsvermittlung.
Die Arbeitsvermittlung für die Kriegsverletzten hat sich nach den vorliegend
Berichten bisher überall in erfreulicher Weise ohne besondere Schwierigkeiten 5“ Ku
zogen. In dieser Beziehung ist jedoch zu beachten, daß die mancherlei Umstände, i-
gegenwärtig die Unterbringung der Kriegsverletzten erleichtern, so insbesondere die
außerordentlich gesteigerte Nachfrage nach männlichen Arbeitskräften, nicht in gleich n
Weise auch nach Beendigung des Krieges fortdauern werden. Dazu kommt raur
während zurzeit die Kriegsverletzten vielfach noch in Stellen untergebracht werdan
die nur für die Dauer des Krieges oder sonst eine mehr vorübergehende Beschäftigune
bieten, nach dem Kriege auf die Vermittlung von Dauerstellen das entscheidends
Gewicht zu legen sein wird. Die Arbeiten und Schwierigkeiten der Arbeitsver-
mittelung werden sich ferner weiter noch erheblich steigern, wenn in größerem Um-
fange auch solche Personen unlerzubringen sein werden, die infolge des Krieges an
inneren Leiden erkrankt sind. So dankenswert und erfolgreich bisher die Arbeits-
vermitllung durch die Fürsorgeausschüsse gewesen ist, wird daher doch im Hinblic
auf die Zeit nach dem Kriege, wenn die regelmäßigen Berufsgeschäfte einen großen
Teil der jetzt in den Fürsorgeausschüssen ehrenamtlich tätigen Personen wieder vol
in Anspruch nehmen werden, sowie mit Rücksicht auf die Erfahrung, daß die arbeits-
vermittlung für Erwerbsbeschränkte der schwierigste Teil der Arbeitsvermittlung
überhaupt ist, überall Fürsorge dahin zu treffen sein, daß die Arbeitsvermittlung für
die Kriegsverletzten in der Hauptsache nicht so sehr den ehrenamtlich tätigen Für.
sorgeausschüssen zufällt, als vielmehr in enge Verbindung mit dem öffentlichen
Arbeitsnachweis gebracht wird. Hierfür spricht auch die Erwägung, daß bei
späterem Stellenwechsel des Kriegsverletzten die Frage, ob es sich um Kriegs-
verletztenvermittlung oder um allgemeine Arbeitsvermittlung handelt, zweifelhaft
sein kann und daß eine erfolgreiche Arbeitsvermittlung in der Regel eine persön
liche Fühlungnahme sowohl mit dem Kriegsverletzten als auch mit dem Arbeit-
geber voraussetzt. Das dadurch erforderte Maß von Arbeit wird aber mit Aussicht
auf Erfolg nur von Vermittlungsstellen geleistet werden können, die damit in erster
Linie und berufsmäßig befaßt werden.
Hinsichtlich der Ausgestallung im einzelnen erscheint es am meisten empsehlens-
wert, wenn als Mittelpunkt füc die Kriegsverletztenvermittlung bei dem provinziellen
Arbeitsnachweisverband eine besondere Abteilung gebildet wird. Eine Reihe von
Provinzen ist auch bisher schon nach dieser Richtung hin vorgegangen. Diese zentrale
Vermilllungsstelle, an die alle Meldungen zu gehen haben, und die diese in gceig-
neter Weise nutzbar macht, wird sich zweckmäßigerweise in dauernder Fühlung mit
allen im Bezirke vorhandenen Arbeitsnachweisen, insbesondere auch der Landwirt-
schaftskammer und den Arbeitgebervereinigungen zu halten und die unmittelbare
Vermilllung wenigstens insoweit zu übernehmen haben, als für einzelne Kreise
öffentliche Arbeitsnachweise noch fehlen und diese Kreise nicht durch die Arbeits-
nachweiseinrichtungen benachbarter Kreise mitversorgt werden. Im Interesse einer
erfolgreichen Tätigkeit ist dabei besonderes Gewicht darauf zu legen, daß die Stelle
überall im Bezirk als solche bekannt ist, an die sich Personen, welche Kriegsverlette
einstellen wollen, zu wenden haben. Hierauf wird zweckmäßig durch regelmäßige
Hinweise in der Tagespresse und in sonst geeigneter Weise hinzuwirken sein.
Neben diese Zentralstelle werden sodann als örtliche Vermittlungsstellen für
die Kriegsverletzten die öffentlichen Arbeitsnachweise zu treten haben. Für die
größeren gewerbereichen Gemeinden wird dabei in Erwägung zu ziehen sein, ob
zweckmäßig für diese Aufgabe etwa eine besondere Abteilung beim öffenklichen
Arbeitsnachweis einzurichten sein wird. Dies wird namentlich dann in Frage
kommen, wenn der Arbeitsnachweis zugleich den Mitlelpunkt für die Arbeits-
vermittlung anderer benachbarter Kreise bildet.