Full text: Kriegsbuch. Fünfter Band. (5)

862 M. Vaterländischer Hilfsdienst. 
ihrer großen und schweren Aufgabe gewachsen sein werden. Ausdrücklich möchte ich hier 
bestätigen, daß für die zu treffenden Entscheidungen im weltesten Maße die sachkundige 
Beratung der kommunalen Behörden, der Handels-, Gewerbe-, Handwerker- und Land. 
wirtschastskammern und der Berufsorganisalionen von Arbeilnehmern und Arbeilgebern 
herangezogen werden soll. 
Aber neben den enischeidenden Organen bedarf es cines Systems von Beschwerde. 
instanzen, bedarf es eines Rechtsschutzes für diejenigen, die durch Ausführung dieses 
Gesetzes in ihrer persönlichen Freiheit beschränlt und in ihrem Vermögen viclleicht ge- 
schädigt werden. Solche Beschwerdeinstanzen sind in den von den verbündeten Regie- 
rungen gebilligten Richtlinien vorgesehen. Uber die Aufnahme des Rechtsschutzes in das 
Gesetz und über seinen Ausbau werden die verbündeten Regierungen mit sich reden lassen. 
M. H., zu den weitergehenden Wünschen, die in der Vorbesprechung des Gesetz- 
entwurfs im Reichshaushaltsausschuß hervorgetreten sind, kann ich in diesem Augenbi 
namens der verbündelen Regierungen noch keine Stellung nehmen. Ich hoffe aber, daß 
aus Ihren Beratungen eine Gestaltung des Entwurfs hervorgehen wird, die die Zu- 
stimmung der verbündeten Regierungen findet, die die großen Zwecke des Gesetzes sicher- 
stellt und die unvermeidlichen Härten, die ein solcher Eingriff in die persömichen und wirt- 
schaftlichen Verhältulsse zur notwendigen Folge hat, auf ein Mindestmaß einschränkt — 
ein Entwurs, der schließlich auch die Zustimmung des deutschen Volkes findet, an das er 
sich mit seinen großen Ansorderungen wendet, des deutschen Volkes, das in ernster Zeil 
nie versagt hat, wenn das Vaterland Hingabe und Opfer von ihm verlangte. 
M. H., wenn diese Erwartung sich erfüllt, dann werden wir mit diesem Gesetz ein 
Gewaltiges zum Siege beitragen. 
Und nun, lassen Sie mich Ihren Blick auf das Ganze lenken. Das gewatlige 
Aufgebot, zu dem das deutsche Volk durch dieses Gesetz aufgerufen wird, geht nicht hervor 
aus Bedrückung und Kleinmut, wie mancher unserer Gegner es darstellen möchte. Nein, 
im Gegenteil, die Stimmung, aus der heraus dieses Angebot ergeht, ist die siegesgewisse 
Kraftanstrengung eines selbstsicheren Volkes, eines Volkes, das in 2½ Jahren unerhörlen 
Ringens gewaltige Schläge ausgeteilt und den Anstürmen der Massen und Maschinen 
der halben Welt immer und immer wieder siegreich und unbezwungen getrotzt hat. 
Und nicht nur unsere braven Truppen haben gesiegt und standgehalten. Nein, auch 
die Heimarmee, die jetzt in dem neuen Gesetz feste Gestalt gewinnt, hat in den Stürmen 
des Wellkrieges gute und brave Arbeit getan. Sie hat bisher schon im Wirtschafts= und 
Hungerkrieg ihren Mann gestanden. Es ist wahr, der Feind hat uns von der Welt abge- 
schnilten; das hat er erreicht. Aber in der Wirkung hat er sich geirrt. Auf heimischem Beden 
haben wir uns den Ersatz erarbeitet für alle die Notwendigkeiten und Hilfsmittel, die uns 
vor dem Krieg die Außenwell zusshrte. Auf uns allein gestellt, haben wir Leistungen 
vollbracht, die unsere Feinde mit der Gütererzeugung der ganzen Welt nichk zu über- 
winden vermochten. M. H., ich glaube, es ist keine kote Statistik, es sind lebensvolle Zahlen, 
die unsere Kohlen= und Eisengewinnung, die Grundlagen unserer Kriegsindustrie, 
widerspiegeln. Ich darf Ihre Geduld noch einen Augenblick in Anspruch nehmen, um 
Ihnen diesen Gesamtüberblick über unsere Verhältnisse zu geben. 
Unsere Steinkohlenförderung erhielt durch den Kriegsausbruch im ersten Augenblick 
einen schweren Schlag: von 16½ Millionen Tonnen im Juli 1914 ging sie zurück auf 
8½ Millionen Tonnen im August, also auf die Hälste. Heute ist sie wieder auf 90 % der 
höchsten Frledenserzeugung gestiegen. 
Unsere Braunkohlengewinnung ist im Kriege weit über das Höchstmaß der Friedens- 
erzeugung hinausgewachsen. 
Unsere Erzeugung an Flußstahl wurde durch den Kriegsausbruch von 1628000 
Tommen im Juli 1914 auf 567000 Tonnen im August geworfen, also um ein Dritlel der 
Friedenserzeugung. Sie steht jetzt wieder auf rund 1400000 Tonnen; das sind 85% der 
höchsten Friedenserzeugung. 
Diese Ergebuisse wurden erreicht — man muß immer wieder daran erinnern —,
	        
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