Preise für Rohzucker und Zuckerrüben im Betriebsjahr 1916/17. 265
louo'I 13,9 Mill. Doppelzeniner (Robzuckerwert),
19I1/112. 12, „ „ „
r2r—————p » „
1915/14 . I4,5 „ 6„ „
1913/15 ... I#(,0 „ „ 5„
Die Steigerung des Derbrauchs von 1913/14 auf 1014/15 um nahezu 2,7 Mill.
Doppelzentner entfällt nach der Steuerstatistik ausschließlich auf die Monate vom
April 1915 ab und ist augenscheinlich in der Hauptsache auf den Mehrverbrauch zu-
Verarbeitung von Obst auf Marmelade und zur Herstellung von anderen Fettersatz-
mitteln, wie Kunsthonig und dergleichen, zurückzuführen. Da auch die ersten Monate
des laufenden Betriebsjahrs gegenüber den entsprechenden Monaten der orjabre
erhöhte Versteuerungszahlen anfweisen, wird bei einer Fortdauer des Krieges hier-
nach im Betriebsjahr 1016/12 mit einem erheblich größeren Derbrauch als in normalen
Seiten zu rechnen sein. Unter Zerücksichtigung des Umstandes, daß die Vorräte bis zum
1. Oktober 1916 völlig geräumt sein werden, ist daher eine Hroduktion von mindestens
55 Mill. Sentnern anzustreben. Hierzu ist cs erforderlich, daß die in diesem Jahre um
31,6 v. H. eingeschränkte Anbaufläche wieder erbeblich ousgedehnt wird.
Nach der übereinstimmenden Auffassung der gesamten deutschen Landwirtschaft
und der Suckerindustrie wäre eine Ansdehnung des Anbaues ausgeschlossen und sozar
mit einem erbeblichen Rückgang der jetzigen Anbaufläche zu rechnen, wenn nicht der
Snckerrübenpreis und der Rohzuckerpreis erbeblich erböht würde. Die Festsetzung der
Dreise mußle spätestens im Febrnar erfolgen, weil die Fabriken in dieser Seit die An-
bauverträge abschließen und wissen müssen, welche Hreise sie bewilligen können. Es
genügte nicht, lediglich den Rübenpreis festzusetzen und die Festsetzung des Rohzucker-
preises der späteren Seit zu überlassen, weil bei den engen Beziehungen, die zwischen
der Suckerindustrie und der rübenbauenden Landwirtschaft besteht, ein Anreiz zum
Rübenbau für den Landwirt dann nicht gegeben ist wenn er befürchten muß, daß der
bewilligte höhere Rübenpreis infolge eines zu niedrigen Suckerpreises einen Gewinn-
ausfall bei der Suckerfabrik, bei der er beteiligt ist, zur Folge haben kann. Seitens der
süddeutschen und westdeutschen Landwirtschaft war eine Erhöhung des Rübenpreises
um 55 bis 60 Pf. gegenüber dem in diesen Gegenden vor dem Kriege üblich gewesenen
Dreise, etwa 1,05 M., als erforderlich bezeichnet worden, während die übrigen Land-
wirte sich mir einer etwas geringeren Erhöhung begnügen zu können glanbten. Im
Durchschnitt erschien daher eine Erhöhung von 45 Pf. gegenüber dem im letzten Friedens-
jahre gezahlten Rübenpreis erforderlich. Der Grund für eine solche Erhöhung liegt
darin, daß die Kultur der Suckerrüben eine intensive Bewirtschaftung des Ackers, ins-
besondere ein tiefes Oflügen und eine sorgfältige Bearbeitung erfordert und daß beides
durch den Mangel an Gespannen und Arbeitskräften außergewöhnlich erschwert und
verteuert ist. Dazu kommt, daß die Landwirtschaft sehr viel eher geneigt sein wird,
Fntterrüben und Kartoffeln zu bauen, weil diese Feldfrüchte auch ohne eine sorgfältige
Dorbere#itung des Bodens gedeihen und einen großen, wenn auch nicht so gehaltvollen
Ertrag wie die Suckerrüben geben. Diese KFeldfrüchte sind für den Landwirt darum
besonders erwünscht, weil sie ihm eine große Masse Futter zum Durchhalten seines
Diebes verschaffen und außerdem beim Verkaufe sich in der jetzigen Kriegszeit sehr
gut, zum Teil trotz ihres Minderwerts besser als die Suckerrüben verwerten lassen.
Dolkswirtschaftlich wäre ein Ubergang vom Suckerrübenbau zum Futterrübenbau sehr
zu bedauern, da der Suckerrübenanbau erheblich höhere Mährwerte als der Bau der
genannten Feldfrüchte bringt. Es seien hierbei Sucker, Melasse, Schnitzel und die Rüben-
blätter erwähnt. Der von einigen Seiten angeregte Anbauzwang erschien nicht durch-
führbar, denn zum Teil wird wegen Mangel an Dünger, Gespannen und Hersonal
der Suckerrübenanbau tatsächlich undurchführbar und wegen der ungenügenden Vor-
bereitung des Bodens unrationell sein, und weiter würde der Anbauzwang auch obrig-
keitlich nicht zu erzwingen sein.