498 4. Verwertung der Rohstoffe usw. XXI. Sttroh, Häckhsel und Heu.
führt werden, ist daher so groß, daß die Privatinteressen zurücktrelen müssen. Infolge des
bestehenden Mangels an diesen Stoffen aber wund die Nachfrage nach ihnen sich stelgern.
Die dadurch bedingten höheren Preise würden weder in höheren Aufwendungen noch-
darin ihre Begründung finden, daß die Ausübung der Nutzung der sonstigen Zweckbestim-
mung der Grundstücke etwa größere Nachteile bringt als zu Friedenszelten. Wird aber-
der für die Nutzung zu zahlende Preis zu hoch, dann findet keine hinreichende Inanspruch-
nahme derselben statt. Diese Gesichtspunkle find bei der Preiefestsetzung zu beachten.
Unterlagen für sie würden sich sowohl für die Waldstreu als auch für die Waldweide unschwer
aus Ablösungen u. ä. ermitteln lassen. Bezüglich der Heidenutzung wird aber die Preis-
festsetzung vielsach auf Schwierigleiten stoßen. Bei der Heianziehung der Heideflächen
für die Rauhfutter- und Streuversorgung sowohl als auch für die Hersteilung von Heide-
mehl durch den Kriegsausschuß für Ersatzsutter ging man davon aus, daß die wirtschaft-
lichen Verhältnisse der Besitzer in keiner Weise gestört werden sollen, wenn es sich um die
regelmäßige Nutzung der in der Nähe des eigenen Wirtschaftsbetriebes gelegenen Heide-
flächen handelt. Diese Rücksichtnahme ist aber bei enllegeneren Heideflächen, die
bisher überhaupt nie zur regelmäßigen Nutzung gekommen sind, nicht angezeigt. Der-
artige Flächen sind in viel größerem Umfange vorhanden, als sie für die Futterversorgung
und die Futterfabrilation während der Kriegszeit irgend Verwendung finden können.
Zu Beginn der Tätigkeit des Kriegsausschusses ist es gelungen, den Heideaufwuchs umfang-
reicher Flächen zum Preise von 2—8 M. je Hektar zu erwerben. In dem Maße, in dem die
Fabrikation in den Kreisen der Heidebesitzer bekannt wurde, sind aber die Preise in ganz
ungerechtfertigter Weise gestiegen, so daß schließlich für den Aufwuchs eines Hektars 60
bis 80 M. gefordert wurden. Bei solschen Preisen wird die Herstellung von Heidefutter
unmöglich. Die Erfahrung dieser Fabrikalion hat gezeigt, daß sie sich nur dann durchführen
läßt, wenn der Doppelzentner Heide frei Waggon auf der Absendestatien nicht mehr als
2 M. kostet. Diese Preisstellung war nur durch Benutzung der vom Heirn Kriegsminister
in entgegenkommender Weise zur Verfügung gestellten Kriegsgefangenen bei der Heide-
werbung und bei den oben erwähnten Grundpreisen für die Heide möglich. Werden die
Preise für den Heideaufwuchs unter den obigen Voraussehungen höher als auf 2—8 M.
je Hektar festgesetzt, so wür de die Fabrikation von Heidemehl, die sich in jeder Beziehung
bewährt hat und wesentlich zur Linderung der Futternot beiträgt, lahnegelegt werden.
Begründung. (D. N. IX 89.)
Der durch den Krieg und durch die Trockenheit des Jahres lols bervorgerufene
Futtermangel hat zur Folge gehabt, daß das Stroh im weitesten Umsang für Futter-
zwecke Derwendung finden muß. Corfstrenu, die sonst in strohknappen Jahren Ersatz
bieten konnte, steht zurzeit nicht in hinreichender Menge zur Derfügung, weil die
Erzeugung aus Mangel an Alrbeitskräften zurückgegangen ist und die Becresverwal-
tung außerordentlich starke Anforderungen an den Torfstreuvorrat stellt. Don den
staatlichen Forstverwaltungen, ramentlich von der preußischen, ist Waldstreu im wei-
testen Umfang zur Derfügung gestellt worden. Don anderen Waldbesitzern ist dies
aber anscheinend nicht überall in dem wünschenswerten Umfang geschehen.
Der heideaufwuchs kann bei richtiger Derwendung wesentlich zur Linderung
des Futtermangels beitragen. Der Kriegsausschuß für Ersatzfutter stellt in den von
ihm errichteten Anlagen ein brauchbares Futtermehl ans den getrockneten und ge-
mahlenen Blatt= und Rindeteilen der Heide her. Die getrockneten und gemahlenen
Bolzteile lassen sich als Melasseträger verwenden und ermöglichen eine Schonung der
Strohvorräte. Außerdem findet frische Heide als Raubfutter für alle Diehgattungen
zweckmäthige Derwendung, und schließlich liefern die abgemähten Heideflächen brauch-
bare Weiden. Endlich macht der Fuitermangel, insbesondere die Motwendigkeit, Gras-
wuchs und NKlee in möglichst großem Umfang als Heu für den künftigen Wiater zu kon-
servieren, auch eine weitgehende Ausbeute der Futtermengen wünschenswert, die der
Wald, die Heide, Gdländereien, Wasserflächen und dergl. bieten.