Übersührung der Kriegs= in die Friedenswirtschaft (Reichstagsbericht). 665
daß es viele Fragen gäbe, die jetzlt schou gelöst werden müßien und die einen Aufschub
nicht vertrügen. Es müsse ein Programm au#gestellt werden, das der Regierung die Mög-
lichkeii gäbe, für die künftigen Friedensverhandlungen, bei denen diese Frage eine große
Rolle spielen würdc, die Auffassung des Ausschusses tennen zu lernen, um deren An-
regungen und Beschrüssen Folge geben zu können.
Demgegenüber wird von andereu Mitgliedern betout, es sei nicht angängig,
daß der Ausschuß rage und sich mit den zu lösenden Fragen beschäftigc, ehe das Reichs-
kommissariat selbst in der Lage sei, dasjenige Material vorzulegen, auf dem sein Weiter-
arbeilen basierte.
Von dem Unterstaatsseiretär des Reichzamts des Innern wird ausgeführt,
daß der von einigen Seiten angezogene Vergleich mil dem Beschluß des Reichstags be-
züglich der Weitertagung des Haushaltsausschusses doch auf den vorliegenden Ausschuß
nicht zutresse. Für die auswärlige Politik lägen während des Krieges die Verhälinisse
so, daß jederzeit große Probleme austauchen könnten, dic einc sofortige Siellungnahme
sorderten, während für die Ubergangswirtschaft gerade des Umgekehrie inscfern der Fall
sel, als hier vor Eintritt des Friedens praktische Arbeit nicht gelclstet werden könne und
es im übrigen darauf ankomme, ein Programm jür die kommende Zeit aufzustellen, das
eben jetzt noch nicht soweit vorliege, um diskutiert werden zu können. Der Ausschuß für
Handel und Gewerbe sei die gegebene Kontrollinstanz für das Reichskommissariat. Es
gehe aber nicht an, daß sic selber die Exekutive in die Hand nähme.
Demgegenüber wird aus der Miite des Ausschusses betont, daß dic regie-
rungsseitig geäußerten Aufsassungen zwar den gegenwärtigen Stand der Dinge wieder-
gäben, daß aber in den Wünschen verschicdener Ausschußmilglieder nach stärkerer Ein-
jlußnahme des Ausschusses auf die Entscheidungen der Regierung sich die Wünsche wider-
spiegelten, die in Kreisen verschicdener Parteien in bezug auf die Slärke der Rechie der
Volksvertretung vorhanden seien. Einer der Befürworter des Weiterlagens des Aus-
schusses bemerkt insbesondere, daß gar nicht frühzcilig genug die Verhandlungen darüber
beginnen könnten, was werden solle, wenn man die Vorbereitungen richtig treffen wolle.
Vor allen Dingen komme es aber darauf an, ein Programm dessen aufzustellen, was
der Ausschuß beraten wolle. Sie könnc sich nicht darauf beschränken, nur dasjenige zu
dislutiercn, was von Regierungsseite vorgebracht werde, sondern sic müsse sich selber
die Grenzen cines cigenen Programms siecken.
Im übrigen orgibt die Besprechung, daß man allscitig damit einverstanden ist, dic
Enischeidung der Frage, ob man auch während der Verlagung des Reichs-
tags weitertagen wolle, erst nach dem Wiederzusammentritt des Reichs-
tags vorzunehmen.
Hierauf solgt die Berichterstattung über die in den dem Reichstag zugegangenen
Deukschriften und Bittschriften zu einzelnen Fragen ausgesprochenen Wünsche und An-
regungen. «
Zu der Bedarfsfrage in bezug auf Rohstofse, Halb= und Ferligsabri-
kate führt der Berichterstatter solgendes aus:
Der Deutsche Verband Kaufmännischer Vereinc, Franksurt a. M. und
der Verband Deutscher Handlungsgehilfen, Leipzig wünschten Beschränkung
der Einfuhr von Fertigfabrikaten, Regelung der Rohstoffversorgung durch Beibehal-
tung der Kriegsrohstoffgesellschasten und Einkaufsgesellschaften unter enisprechender
Umgestaltung und Mitwirkung von Handel, Indusirie, Schiffahrt und Banken. Der Ver-
band der katholischen kaufmännischen Vereine, Essen-Ruhr wünsche Beschränkung der
Einfuhr von Fertigfabrikaten für die erste Zeit, Förderung der Beschaffung von Roh-
stoffen aus dem Auslande und Berücksichtigung deren Notwendigkeit bei Friedensschluß,
Aufhebung der Krlegswirtschaftsgesellschaften. Der Verband der deutschen Ol-
mühlen, Berlin betone die Abhängigkeit in der Rohstoffversorgung vom Auslande,
wünsche Gründung einer Wirtschaftsgesellschaft für die deulschen Olmühlen zwecks Noh-