668 5. Ubergangswirtschast.
delskammer zu Verlin und eine solche vom Kricgsausschuß der deutschen In-
dustric. Gemeinsam weisen sic hin auf die Knappheit der Welttonnage für die Zeit
nach dem Kriege und auf die sich hieraus ergebende Erhöhnug der Schisssfrachten, Fak-
torcn, die für die Beschaffung der benötigten Einfuhr für Industrie, Haudel, Arbeiter-
schaft, Land- und Votswirischaft von erheblicher Bedeulung sericu. Zur Behebung der
entstehenden Mängel werdr gleichfalls ziemlich übereinstimmend gesorderl:
A. Rogelung der Venutzung und Verteilung des Schisfsraums im engen Konnex
mit der deutshen Schiffsreederei,
B. Heranziehung fremder Schiffahrt unter eventnellem baldigen Vertragsabschluß,
C. Einwirkung auf die Höhe der Frachten,
1). Berücksichtigung der Frachtraumbedürfnisse der mit uns im Kriege verbündelen
Staaten.
Seitens des Mitberichterstaktaors wird besonders darauf hingewiesen, daß schon
jeczt Sicherheit für den Abschluß von Verträgen über Schisssraum geschassen werden
müsse. Die Unsich#orheit auf diesem Gebeite lähme gagenwärtig jede Entschlußkraft. Wenn#
man in bezug auf solche Verträgc nicht sicher gehen könne, würde niemand das Risiko
übernehmen, sic ubzuschlicßen.
Zur Valutasrage bemerkt der Berichtorstotter:
Mit der Frage der Valuta beschäsligt sich die Eingabe der Berliner Handels.
kammer. Die slarke Passivitäl des Warenaustausches habe cine ungünstige Valuta zu-
ungunsten der Mittelmächte herbeigeführt, die durch den Zweifel der Neutralen an der
Wiederherstellung der Parität der Währung der Kriegführenden noch verstärkt worden
sei. Mli unserem endgüliigen Siege werden wir unseren sinanziellen Kredit auch im
Auslende wieder gewinnen und damie eine der Ursachen des Disagios beseitigt sehen.
Wie sich im übrigen unsere Zahlungsbilanz nach endgültigem Frieden gestailet, darüber
lassen sich nur Vermutungen anstellen. Aus den bei Ausbruch des Krieges laufenden
Effekten und Warengeschäften mit dem Auslaude werde eine erhebliche Menge von For-
derungen an das Ausland zur Verfügung stehen und flüssig gemacht werden. Dazu gehörb
namentlich auch ein erheblicher deutscher Besitz an ausländischen Werlpapieren, der in
Eugland lagert und dessen Veräußerung nach dem Kriege den Cigentümern ratsam er-
scheinen mag. Anderorseits bestehen bekanntlich erhebliche Forderungen an deutschen
Waren, welche bei Kriegsende baldigst oingezogen werden dürften. Wie sich diese Posten
gegeneinander verhalten, läßt sich jetzt noch nicht übersehen.
Es ist anzunehmen, daß nach unserem Siege die Kapitalisten des Auslandes gencigl
sein werden, die deutschen Kriegsanleihen als günstige Kapitalanlagen zu
betrachten. Aus solchen Effeltenkäusen würden uns daun Guthaben im Auslande erwachsen.
Aus dem Warengeschäft würde sich jedoch zunächst eine verstärkte Passivität der Zahlungs-
bilanz ergeben müssen, weil der unbedi-#it nötigen großen Einfuhr von Rohstossen nur
eine weit unterlegene Ausfuhr gegenüberstehen wird. Als Aussuhrgüter, die sofort oder
bald nach Ende des Krieges zur Verfügung stehen, werden nur verhältuismäßig wenige
in Betracht kommen, z. B. Farben, Medikamente, Kali, Kohle, wissenschaftliche Instru-
mente, Glas und Porzollau, Eisen und Stahl, sowie Waren daraus und ähnliches. Die
große Mehrzahl der Ausfuhrgüter muß aber erst neu hergestellt werden und zwar größten-
teils erst aus den Rohslofsen, die nach dem Kriege einzuführen sind, und mit der Beschaf-
fung dieser Stoffe und ihrer Verarbeitung wird eine geraume Zeit vergehen.
Daß unser Export schon bald wieder hohe Werte erreichen wird, ist aber auch des-
halb unwahrscheinlich, weil der ausgehungerte inländische Bedarsf als erster Befriedigung
verlangen wird. Deshalb wird für die Industrie zunächst wenig Anreiz vorliegen, das
Exportgeschäft zu pflegen.
Gelingt es uns, im Friedensvertrage Kriegsentschädigungen zu verlangen, so
werden deren Zahlungen selbstverständlich unserc Voluta heben, auch wenn ein Teil dex
Summe nicht in Gold, sondern in Rohstoffen ausbedungen würde. Berücksichtige m