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im Osten die breite Kuppe des Hochwaldes trägt, während ihm
westlich die schlanke Pyramide der Lausche entsteigt. In größerer
Nähe gipfelt sich die scharfe Felsenzacke des (Oderwitzer) Spitzberges
auf, und es wölbt sich (bei Herruhut) die volle Halbkugel des
Königsholzes. Im Vordergrunde streicht die gebrochene Rücken-
linie des Kottmarstockes hin, und nordöstlich von uns senkt sich
der Kamm des Rotsteines zwischen zwei Eckpfeilern zu einem
flachen Sattel ein. Im Westen vereinigt eine wellenförmige Gipfel-
linie eine Reihe Berge zu einem langgestreckten Zuge (Czörnebohzug),
und daneben lehnen sich niedere Bergkinder um den Hochstein, wie
um einen Bergpatriarchen. Allüberall senken sich weite Buchten
zwischen die Höhen ein. Kleinere Flüsse und Bäche winden sich
durch die Fluren und zaubern in ihren felsigen oder wiesenumzogenen
Rinnen liebliche Täler (Skala — Felsental bei Löbau) hervor.
Nach dem Norden hin sinken die Berge zu Hügeln herab und
verlieren sich endlich in eine düstere Ebene, die vom Norden
Deutschlands her ihre Zungen über die sächsische Landesgrenze fluß-
aufwärts streckt. Wie sollen wir aber bei dieser Fülle von Boden-
formen Ordnung in das Berg= und Hügelland der Lansitz
bringen? Wir fassen die Bodenfläche der Lausitz als schiefe
Ebene auf, die sich in ruhiger Senkung nach dem Norden hin neigt
(Lauf der Flüssel). Auf diesem Grunde steigen die Berge in drei
Höhenstufen auf, deren erste durch den Zittauer Zug, deren mittlere
durch den Kottmar oder den Czörnebohrücken, und deren niedere
durch den Stromberg (bei Weißenberg) ausgedrückt wird. Als
Höhenzahlen sind dabei 700 m für die erste, 500 m für die zweite
und 300 m für die letzte Höhenfalte zu merken. An den Nordfuß
der südlichen Hochlandswelle legt sich das Zittauer Kohlenbecken,
an den der mittleren der Löbauer Hochkessel, an den der nörd-
lichen aber das eigentliche Tiefland an. Wer erkennt in diesem
Aufbaue nicht die dreistufige Bodengliederung der Erblande wieder?
Ja, auch von Ost nach West schlägt das Lausitzer Berg= und Hügel-
land drei Höhenwellen nebeneinander. Legen sich doch westlich
an die Wittich die Ausläufer des Isergebirges, westlich an die
Neiße eine Berglinie von der Lausche bis zum Stromberg und
westlich an die Spree die Kamenzer Höhen an. So spiegeln sich
in der äußeren Bodengestaltung der Lausitz die Grund-
formen des erbländischen Bodens im kleinen wieder, und
nur die größere Mannigfaltigkeit der Berggebilde, die
freie Inselnatur der Höhen, die blaugednnkelten Wälder
auf den Rücken derselben und die offenen Gebreite zwischen
Bergen und Hügeln geben der Lausitz einen eigenartigen
Ausdruck.
3. Woher erklärt sich aber der Formenreichtum der Berg= und
Hügelgruppen und die Fruchtbarkeit des Bodens, der Wald und
Wiese, Feld und Garten trägt? Die natürlichste Ursache ist für
uns an erster Stelle in der Gesteinsbildung der Lausitzer Erdrinde