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4. Der Gelleinsbau des Erzgebirges.
I. Lehrmittel: Wandkarte von Sachsen. Schunke, geologische Übersichts—
karte. Berlet, Wegweiser. M. v. Süßmilch, das Erzgebirge. Ein
Stück Gneis, Basalt, Granit, Glimmer= und Tonschiefer.
II. Lehrgang: ÜUberleitung. 1. Das östliche Gueislager. 2. Die Granit-
und Basaltdurchbrüche desselben. 3. Die westlichen Granitgewölbe.
4. Das Band des Glimmerschiefers. 5. Das Band des Tonschiefers.
6. Die Zeiten der Gesteinsbildungen.
III. Lehrstunde:
Der äußere Aufban des Erzgebirges steht uns bereits vor der
Seele. Wilde und milde Formen wechseln in der Bildung seiner
Glieder miteinander ab. Auch zeigt die Oberfläche der Felsenmassen
unseres Gebirges eine verschiedene Färbung. Diese Formen= und
Farbenverschiedenheiten lassen naturgemäß auf verschiedene Arten des
Gebirgsgesteines schließen. Wir wollen nun heute diewichtigsten
Gesteinsarten des Erzgebirges besprechen.
1. Zunächst habe ich euch ein Gestein mitgebracht, das eine hell
braune Färbung zeigt und ein blättriges Gemenge von Feldspat,
Qnarz und Glimmer bildet. Es türmt sich in gewaltigen Schichten
und Blöcken zu riesigen Felsenwänden und Gebirgsmassen von
erdrückender Wucht auf. Wir können diese namentlich in den Bahn-
durchbrüchen der Annaberger und Freiberger Gegend bewundern. Hier
hat dieses Gestein seit alter Zeit den Namen Gneis erhalten. Es zeigt
weder tierische, noch pflanzliche Uberreste früherer Zeiten der Erdbildung
in seinem Gefüge und wird daher zu dem Urgestein unserer Erde
gerechnet. Wohl aber führt es reiche Erzadern in seinem dunklen
Schoße und ist daher vielfach durchschlagen worden. Auch zu Guß-
platten und Gestellsteinen bei Zaunanlagen, wie auch zu Bausteinen
wird der Gneis verwendet, obgleich er nicht von besonderer Wetter-
festigkeit ist. Verwittert gibt er aber einen guten Fruchtboden. Er
erscheint auf unserer Gesteinskarte als eine große, viereckige
Scholle, die auf sächsischem Boden durch die Orte Gott-
leuba und Nossen, Schlettan und Unterwiesenthal bestimmt
werden kann, und die den Östflügel des Erzgebirges
bildet.
2. Außen zeigt dieses Gneislager viele flache Gewölbe, die
unserm Auge wenig Abwechselung bicten. Da sie dem Gebirge
häufig einen recht einförmigen Ausdruck verleihen, so ist es erfreulich,
wenn wir wenigstens an einigen Stellen (besonders bei Nieder-
bobritzsch, Altenberg und Bienenmühle) die flachgehobene Gneisdecke
von einer andern Gesteinsart durchbrochen finden. Mehrfach haben
hier Granitkerne die Decke gesprengt und wilde Gneiswände seitlich
ausgerichtet, oder auch so stark verworfen, daß dadurch großartige
Aufstellungen von zerrissenen Felsenschichten entstanden sind. In
andern Gebieten wiederum hat sich der Basalt, ein schwarzer
Geselle der Erdennacht, durch die Gneisschicht gebohrt und stattliche
Berge gebildet, die zu den formenschönsten unseres Erzgebirges