— 18 —
der erst an einzelnen Berggebieten haftete, ehe er auf das Ganze
übertragen wurde. Schon die Slaven suchten die Schätze der Berge
in den frühesten Zeiten zu erschließen. In eingehender und nach-
haltiger Weise aber hat erst die deutsche Bevölkerung den Abban
der Gesteine und Erze im Gebirge bis auf nusere Tage betrieben.
Von dem Gesteins= und Erzabbau in dem Erzgebirge
wollen wir nun heute sprechen.
1. Zunächst führe ich euch in das obere Zschopautal zu dem
langgestreckten Orte Crottendorf (Kartel). Es wird im Süden
von dichten Waldungen umschlossen, in denen sich der Kalkberg
erhebt. Am Südwestabhange desselben bemerken wir tiefe Abgründe,
in denen ein heller Kalkstein von hartem Gefüge und feinem Korne
in Blöcken gebrochen und zu Platten gespalten wurde. Durch
Schleifen nahm er einen spiegelglatten Glanz an und wurde daher
gern zu Grabsteinen verwendet. Früher wurden die kostbaren Steine
weithin versendet und unter anderm zum Baue der katholischen
Hofkirche in Dresden mitbenutzt. Der Abfall und das geringere
Gestein aber wurde in einem hohen Ofen gebrannt und gab dann
einen brauchbaren Kalk, den die Umgegend für Banzwecke verwendete.
Doch wird das Kalkwerk hier nicht mehr betrieben. Dafür ist ein
solches südlich von Scheibenberg, ein anderes bei Hammerunter-
wiesenthal und ein drittes bei Herold im Tale der Wilisch im
Gange. Dem Westgebiete des Erzgebirges ist also mehrfach Kalk
eingebettet, der zu Dünge= und Bauzwecken verwendet wird. Indem
wir nun die genaunten Fundorte desselben auf unserer Karte
eintragen, merken wir uns zugleich den Satz, daß das Erzgebirge
mehrfach ergiebige Kalklager enthält.
2. Eine reichere Zeichnung und buntere Färbung als der ein-
farbige Kalk zeigt der Serpentin. Er ist ein dunkelgrünes, wohl
auch graues, gelbes, rötliches, oder braunes Gestein von großer
Weichheit und geringer Schwere, das von farbigen Bändern und
Flocken schlangenartig durchzogen wird. Diese flammenartigen
Streifen haben ihm schon im Altertume den Namen Schlangen-
stein oder Serpentin eingetragen. Auch berichtet die Sage von
ihm, daß er als Zaubermittel gegen den Biß giftiger Schlangen
verwendet worden sei. Bei der Stadt Zöblitz (zwischen Flöha und
Pockau, 2½ T.) ist er in größeren Blöcken dem Gneislager ein-
gefügt. Dort wird er bergmännisch gewonnen, seitdem, wie das
Volk erzählt, ein Hirtenknabe mit seinem Messer Figuren aus ihm
schnitzte. Durch die Dampfsäge mit mehreren Blättern wird der
Stein gespalten, dann an der Drehspindel mit stählernem Werkzenge
kunstvoll geformt und endlich auf der großen, lederüberzogenen
Drehscheibe geglättet. So entstehen die glänzenden, farbenprächtigen
Gegenstände von der einfachen Brosche an bis zu der kostbaren
(Bismarck-) Vase und dem stilvollen Zimmerherde. Wir finden sie
in dem Mustersaale des großen Fabrikgebäudes ausgestellt, in dem
gegenwärtig eine Aktiengesellschaft an Stelle der früheren Drechsler-