Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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der erst an einzelnen Berggebieten haftete, ehe er auf das Ganze 
übertragen wurde. Schon die Slaven suchten die Schätze der Berge 
in den frühesten Zeiten zu erschließen. In eingehender und nach- 
haltiger Weise aber hat erst die deutsche Bevölkerung den Abban 
der Gesteine und Erze im Gebirge bis auf nusere Tage betrieben. 
Von dem Gesteins= und Erzabbau in dem Erzgebirge 
wollen wir nun heute sprechen. 
1. Zunächst führe ich euch in das obere Zschopautal zu dem 
langgestreckten Orte Crottendorf (Kartel). Es wird im Süden 
von dichten Waldungen umschlossen, in denen sich der Kalkberg 
erhebt. Am Südwestabhange desselben bemerken wir tiefe Abgründe, 
in denen ein heller Kalkstein von hartem Gefüge und feinem Korne 
in Blöcken gebrochen und zu Platten gespalten wurde. Durch 
Schleifen nahm er einen spiegelglatten Glanz an und wurde daher 
gern zu Grabsteinen verwendet. Früher wurden die kostbaren Steine 
weithin versendet und unter anderm zum Baue der katholischen 
Hofkirche in Dresden mitbenutzt. Der Abfall und das geringere 
Gestein aber wurde in einem hohen Ofen gebrannt und gab dann 
einen brauchbaren Kalk, den die Umgegend für Banzwecke verwendete. 
Doch wird das Kalkwerk hier nicht mehr betrieben. Dafür ist ein 
solches südlich von Scheibenberg, ein anderes bei Hammerunter- 
wiesenthal und ein drittes bei Herold im Tale der Wilisch im 
Gange. Dem Westgebiete des Erzgebirges ist also mehrfach Kalk 
eingebettet, der zu Dünge= und Bauzwecken verwendet wird. Indem 
wir nun die genaunten Fundorte desselben auf unserer Karte 
eintragen, merken wir uns zugleich den Satz, daß das Erzgebirge 
mehrfach ergiebige Kalklager enthält. 
2. Eine reichere Zeichnung und buntere Färbung als der ein- 
farbige Kalk zeigt der Serpentin. Er ist ein dunkelgrünes, wohl 
auch graues, gelbes, rötliches, oder braunes Gestein von großer 
Weichheit und geringer Schwere, das von farbigen Bändern und 
Flocken schlangenartig durchzogen wird. Diese flammenartigen 
Streifen haben ihm schon im Altertume den Namen Schlangen- 
stein oder Serpentin eingetragen. Auch berichtet die Sage von 
ihm, daß er als Zaubermittel gegen den Biß giftiger Schlangen 
verwendet worden sei. Bei der Stadt Zöblitz (zwischen Flöha und 
Pockau, 2½ T.) ist er in größeren Blöcken dem Gneislager ein- 
gefügt. Dort wird er bergmännisch gewonnen, seitdem, wie das 
Volk erzählt, ein Hirtenknabe mit seinem Messer Figuren aus ihm 
schnitzte. Durch die Dampfsäge mit mehreren Blättern wird der 
Stein gespalten, dann an der Drehspindel mit stählernem Werkzenge 
kunstvoll geformt und endlich auf der großen, lederüberzogenen 
Drehscheibe geglättet. So entstehen die glänzenden, farbenprächtigen 
Gegenstände von der einfachen Brosche an bis zu der kostbaren 
(Bismarck-) Vase und dem stilvollen Zimmerherde. Wir finden sie 
in dem Mustersaale des großen Fabrikgebäudes ausgestellt, in dem 
gegenwärtig eine Aktiengesellschaft an Stelle der früheren Drechsler-
	        
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