Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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in die grauenvolle Tiefe, in der als Feind und Freund des Berg— 
manns das Wasser ans allen Ritzen dringt. Im geschlossenen Gruben— 
kittel und in einfacher Leinhose, mit Filzkappe oder Filzhut bedeckt, 
mit dem Bergleder bekleidet und der offenen Blende versehen, die an 
einem Lederriemen auf die Brust herabhängt, „fährt“ der Bergmann 
mit einem Gebete auf den Lippen in den Schacht ein und steigt auf 
den schmutzigen Sprossen von Leiter zu Leiter vorsichtig in die Enen! 
nacht hinab. Das meißelartige Eisen in der Linken, den Schlegel 
„ Fäustel“) in der Rechten, bricht er nun in seiner Strecke „vor Ort"“ 
das Erz ans den Gängen, die im Glanze des Grubenlichtes flimmern, 
oder löst wohl auch das hartnäckige Gestein mit der Dynamitpatrone, 
die nach ihrer Entzündung mit Donnergetöse die Gesteine sprengt und 
das festeste Gefüge zertrümmert. Die Erzstücke werden dann weiter 
in die „Hunde“ geladen, die sie auf Schienemvegen, wohl gar mit 
Hilfe von Pferdekräften, bis an den Förderschacht führen, der sie mit 
Dampfkraft in starken Erzkästen zutage bringt. Hat der Bergmann 
seine schwere Tagesarbeit beendet — er arbeitet gewöhnlich 1 1½2 Schicht, 
d. i. 12 Stunden —, so hebt ihn die Fahrkunst aus der Tiefe von 
etwa 500 m wieder zum goldenen Sonnenlichte auf, während neben ihm 
in seitlicher Vertiefung das gewaltige Wasserrad rauscht und das 
Kunstgestänge in unheimlicher Ruhe auf= und niedersteigt und seinen 
regelrechten Gang durch den Klang eines Glöckchens ausdrückt, das 
im Maschinenhause über dem aufsteigenden Bergmanne erklingt. 
„Glückauf!' Du holdes Sonneulicht, sei innig mir gegrüßt!“ So 
klingt es wohl aus seiner Seele, wenn er im Frohgefühle des ober- 
irdischen Sonnenlebens wieder seiner entfernten Hütte zueilt. Wenn 
wir ihn aber im Geiste zu den Seinen daheim begleiten, lassen wir 
zugleich noch einmal Ort und Art seiner Arbeit an uns vorübergehen! 
Wiederholung über Einfahrt, Schichtarbeit und Ansfahrt 
des Bergmannes. 
3. Auch das zutage geförderte Silbererz hat unterdessen einen 
weiteren Gang zurückzulegen, um nun „aufbereitet,“ d. h. für 
die Verarbeitung in den Hüttenwerken vorbereitet zu werden. Diese 
Aufbereitung aber besteht zuerst in der Schei dearbeit. Auf der 
„Scheidebank“ wird es daher von den Scheidejungen zerschlagen und 
nach seinem Gehalte sortiert. Das taube Gestein wandert auf die 
Schutthalde, das erzhaltige aber in die Wäsche, in der es gereinigt 
wird, und auf die Siebvorrichtungen, welche die feineren von 
den groben Teilen sondern. Die Aufbereitung besteht ferner in den 
Pocharbeiten, durch welche unter schweren Stampfen die reinen 
Erze zu Erzstaub verwandelt werden. Diesen nehmen dann große 
Kastemvagen auf und führen ihn zu den Hüttenwerken, auf deren 
Erzboden er in vielen Haufen aufgeschüttet wird. Die Aufbereitung 
besteht drittens auch in den Walz= und Schlämmarbeiten, 
durch welche unreine Erze in mehreren Walzengängen zerquetscht, 
dann in Siebkästen aufgenommen und in diesen durch eindringendes 
Wasser in der Weise geschieden werden, daß wertloses Gestein
	        
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