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mehrfach in Röhren niedergeschlagen und fließt als Schwefelsäure
aus etwa daumenstarken Röhren in Bottiche, um hier geschöpft, in
Glasballons gefüllt und in den Handel gebracht zu werden. Vor
allem aber suchen die Hüttenleute das Blei aus dem Erze zu
scheiden, indem sie dieses in großen Ofen rösten und in Hochöfen
schmelzen, so daß nach fortgesetztem Läuterungsverfahren nicht bloß
das Blei gewonnen, sondern auch das Silber von diesem befreit, in
kuchenförmige Formen gegossen und abgekühlt wird. Es ist wahrlich
eine langwierige, kunst= und mühevolle Arbeit, endlich den Silber-
blickaus dem Erze hervorzulocken und dabei eine ganzre
Reihe von metallischen Nebenerzeugnissen zu gewinnen,
deren Verkauf die teure Arbeit einigermaßen lohnt.
Wo und wie dieser Vorgang erfolgt, laßt uns nun noch einmal
kurz überblicken!
5. Run ist das Silber zwar von den unedlen Verbindungen
gelöst, die als Gift oder Säuren an ihm haften, oder die es als Kupfer
und Blei beschweren; aber noch beherbergt es im Golde selbst ein edles
Metall, das ihm zuletzt noch entzogen werden muß, soll es ganz
rein erscheinen. Das besorgt die Goldscheideanstalt zu Halsbrücke
an der Freiberger Mulde, eine Anlage, die durch ihre 140 m hohe
Esse schon aus weiter Ferne für uns kenntlich wird. Hier wird
das geschmolzene Silber zunachst in wassergefüllte Gefäße gebracht,
damit es sich in graupenähnliche Körner zerteile. Diese Körner
werden dann weiter in Kesseln durch heiße Schwefelsäure zur Auf
lösung geführt. In dieser Lösung tritt endlich die Trennung des
Silbers und Goldes (durch die Behandlung mit Kupferblech) so ein,
daß dieses zu Boden sinkt, jenes aber auf der Obersläche schwimmt.
Nun erst hat mit der Köruchenbildung im Wasser und
der Lösung in der Schwefelsäure, zwei Behandlungs-
formen, die uns die Goldscheide zu Halsbrücke zeigt,
der Länterungsvorgang alle Stufen durchlaufen, und das Silber
kann endlich, wiederholt geschmolzen und zu Barren gegossen, nach
der Präganstalt oder zum Silberarbeiter wandern. Da der Wert
des Silbers aber sehr gesunken ist, so ist auch der Abbau desselben
im Erzgebirge von Jahr zu Jahr zurückgegangen. Von 12 staatlichen
Gruben waren im Jahre 1900 nur noch 4 im Betriebe. Beamte
und Bergleute gab es noch 2672. Für den Betrieb in Mulden-
hütten wurden für 10 Millionen Mark fremde Erze eingekauft und
die aus diesen gewonnenen Erzeugnisse (Gold, Silber, Blei, Vitriol,
Schwefelsäure, Arsenik usw.) für 13 Millivnen Mark in den Handel
gebracht. An Beamten und Arbeitern waren dabei über 1400 Per-
sonen tätig. Unser Silberbergbau geht nach zwei glanzvollen Zeiten
im 16. und 19. Jahrhundert) seinem Erlöschen entgegen.
Schlußzusammenfassung: Es ist ein langer Lebenslauf,
den das Silber von der Wiege in der Erzspalte bis zu dem glanz-
vollen Eintritt in seinen eigentlichen Lebensberuf zu durchmessen hat.
Mit verschiedenen Metallen traulich geeint, wohnt es zunächst im