Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dritter Jahrgang. 1862. (3)

Preußen. 127 
5. März. Der Kriegsminister gibt in der Militärcommission des Abg.= 
 
 
 
Hauses die Erklärung ab, daß die Regierung fest entschlossen sei, 
an der dreijährigen Dienstzeit nichts zu ändern. 
Die Commission des Abg.-Hauses beschließt, beim Abg.-Hause 
auf die Erklärung anzutragen „es liege im Interesse Preußen's, 
die Anerkennung des Königreichs Italien nicht länger zu verzögern.“ 
Der Regierungscommissär hatte in der Commission die schriftlich formu- 
lirte Erklärung abgegeben: „daß dieser Antrag, welcher einen Einfluß 
auf die Entscheidung einer schwebenden Frage der europäischen Politik aus- 
zuüben bezweckt, von der kgl. Regierung nicht gebilligt werden könne, und 
daß dieselbe daher auch eine Betheiligung an den Berathungen der Com- 
mission über diesen Antrag ablehnen müsse“ und nach Abgabe dieser Erklä- 
rung die Sitzung der Commission sofort verlassen. 
6. „ In der Sitzung des Abg.-Hauses kommt 
der Bericht der Commission über den Antrag, betreffend die Vermehrung 
der Titel des Hauptetats, zur Berathung. Die Commission beantragt die 
Vertagung der Sache bis zur Saison 1863. Abg. Hagen stellt den von 31 
Mitgliedern unterstützten Gegenantrag: „Das Haus wolle beschließen: daß 
1) der Staatshaushalt = Etat in seinen Titeln durch Aufnahme der wesent- 
lichen Einnahme= und Ausgabe-Positionen aus den demselben zu Grunde 
liegenden Verwaltungsetats mehr zu specialisiren; 2) diese Specialisirung 
schon bei der Darstellung des Staatshaushalts pro 1862 und zwar im An- 
halt an die Titel und Titelabtheilung der pro 1859 gelegten Specialrechnun- 
gen zu bewirken sei.“ Der Finanzminister v. Patow bekämpft den Antrag 
sehr entschieden, obgleich er versichert, daß derselbe „bei weitem nicht die 
Tragweite habe, welche ihm beigelegt wird.“ „Ich bin weit davon entfernt, 
dem Antrag in seinem Princip entgegenzutreten.. Der Streitpunkt, um 
den es sich handelt, ist nur der, ob es wünschenswerth befunden werden 
könne, die Verbesserungen im Laufe der jetzigen Session noch für das Jahr 
1862 herbeizuführen; oder ob die gegenwärtige Session nur dazu zu be- 
nutzen sei, angemessene Vorschläge zu machen und die Erfüllung dieser Vor- 
schläge für die nächsten Jahre zu erwarten.“ Der Minister fügt bei: „Eine 
absolute Unausführbarkeit dieser Anträge ist nicht zu behaupten; es kann 
aber mit Fug und Recht behauptet werden, daß dieselben für das Kassa- 
und Rechnungswesen eine große Belästigung herbeiführen werden. Da man 
schon zwei Monate des Etatsjahres hinter sich hat und bis zum Abschluß 
des Budgets noch mehrere Monate verstreichen werden, so würde es sehr 
schwer fallen, die veränderten Etatspositionen bei den Behörden noch zur 
Durchführung zu bringen und es könnte die Aufstellung von eigenen Be- 
amten zu diesem Zwecke nothwendig werden.“ Schließlich erklärt jedoch der 
Minister: „Es fragt sich nur, ob nach Annahme der Vorschläge es noch 
möglich ist, zu regieren und die Verantwortung für die Leitung der 
Geschäfte zu übernehmen, ob darin nicht ein Eingriff in die Execu- 
tive liegt." 
Der Antrag Hagen's wird mit 174 gegen 143 Stimmen an- 
genommen. 
7. „ Der Handelsminister v. d. Heydt verlangt die Suspension der 
Sitzungen des Abg.-Hauses um einige Tage „wegen wichtiger Be- 
rathungen des Staatsministeriums.“ 
8. „Das Ministerium gibt seine Entlassung ein.
	        
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