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Preußen.
stört, manches Unternehmen gelähmt, so wird ein Versuch, wie verlautet, ohne.
Verfassung weiter zu regieren, wenn auch nicht sofort, doch in seinem Ver-
lauf, der Wirkung eines jener Winde Afrika's gleichen, deren Gifthauch
blühenden Gefilden den Stempel der Verödung aufdrückt. Nur ehrliches
Walten nach verfassungsmäßigem Recht vermöchte es, so großes Unglück ab-
zuwehren und Segen statt Fluch über Volk und Land zu bringen, und der
Majorität des Abgeordnetenhauses in ihrer Allgemeinheit, sowie sie eben
zusammengesetzt ist, andere als patriotische Bestrebungen unterschieben, heißt
Ehrenmännern im Kampfe für garantirtes Recht nur mit Verleumdung
banken. „Diese Majorität kann nicht von ihrem Standpunkt weichen; denn
greift beispielsweise der Schreiber dieser Zeilen in seinen eigenen Busen, da
findet er mahnend und warnend den Eid, den er der Verfassung geschworen,
und schon der Gedanke entsetzt ihn, an irgend etwas sich zu betheiligen, was
mit diesem Landesgrundgesetz im Widerspruch sieht. Nein, lieber den Tod
auf seinem Sitz in der Kammer, als den Fluch des Meineids auf der Seelel!
Den Leib möchte man immerhin tödten, nähm' er doch den freien Geist
mit sich hinüber in eine bessere Welt! Geruhen nun Ew. kgl. Hoheit, sol-
chen Standpunkt zu erwägen, solche in tiefer religiöser Ueberzeugung wur-
zelnden Motive zu prüfen, dann werden Sie das Drückende der Stellung
eines ehrlichen Abgeordneten mitzufühlen vermögen, der auf einer Seite die
Bahn sieht, die niederwärts führt, mit ihrem traurigen Gefolge der Zerrüt-
tung durch alle Verzweigungen des Volkslebens hindurch, und auf der an-
dern all'’ die Erfolge, welche Gesetz und Recht zur Seite haben, dem er nun
den Rücken zu wenden verurtheilt wird. Der Unterzeichnete gehört seiner
Lebensstellung nach der Industrie an, und ob dies Leben zum allergrößten
Theil auch bitter und hart gewesen, — schon früh hat er den Wahlspruch:
„Ein Wort — ein Wort! Ein Mann — ein Mann “ zu dem seinigen
gemacht, treu genützt die ihm beschiedene Zeit und was er über den Un-
terricht der Elementarschule hinaus sich angeeignet, den nächtlichen Stunden
entrungen. So konnte auch nur Weniges der Länder= und Völkergeschichte
an ihm vorübergehen, und was davon sein eigen wurde, war die klare
Ueberzeugung, daß Völker schnell erblühten, je wie Gesetz und Recht ihr
Banner war, und wie sie eben so schnell wieder sanken, oft bis zum Erlö-
schen des nationalen Lebens, je wie sie diesem Banner untreu wurden.
Kgl. Hoheit! Vermögen Sie es, so wehren Sie ab unausbleiblichem Ver-
derben, so wehren Sie ab, daß das geheiligte Haupt Sr. Majestät nicht
auch mit Kummer in die Grube fahre; und das wird es so unzertrennlich
von dem eingeschlagenen Wege, als die Wirkung von ihrer Ursache unzer-
trennlich ist. Ist es denn überhaupt ein revolutionärer Geist, der in den
Völkern Europa's drängt und treibt? Ist es nicht vielmehr ein providen-
tielles Einwirken zur Hervorbringung einer ganz neuen Zeit, dem dies le-
gitime Ringen nach menschenwürdigerer staatsbürgerlicher Stellung entspricht?
Und weise wäre es, dieser — eben weil sie providentiell — unbezwingbaren
Strömung ein breites Bett zu graben. Oder sind die Lehren von 1848 so
ganz vergeblich gewesen? — vergeblich das Beispiel Hollands, der Beweis
Belgiens, daß ein Volk in Fried’ und Zuversicht dahin leben kann, ob auch
die Wogen der Revolution um seine Grenzen schäumen, weil hinter ihnen
Gesetz und Recht eine heimische Stätte gesunden! O es bedarf bei uns nur
des Einen: Ehrlich und fest es einmal auf die Verfassung gewagt! Also
Umkehr, Umkehr vom Rande gähnender Kluft! Denn wie es
für jeden Menschen einen Pfad durch's Leben gibt, auf dem er nicht irren
kann, — den: mit Abstreifung aller Streitigkeiten und Vorurtheile einfach
ehrlich thun, was das Evangelium gebietet, so können auch Lenker und
Leiter von Staaten nicht irren, wenn sie, sich selbst vergessend, der Maje-
stät des Rechts sich unterordnen, denn Recht und Wahrheit stammen nicht
von dieser Erde, und ob ein Reich nach Hunderten von Millionen seine