Spanien. 229
Farbe zu geben, so wurde sie in Zukunft eine französische Erpedition, und
Frankreich beabsichtigte nicht die spanischen Truppen anders als in äußersten
Fällen zu unterstützen. Nach der Mittheilung dieses Documents wurde die
Conserenz in Orizaba unnütz. Die Stellung des Grafen von Reus, als
General wie als Bevollmächtigter, war klar, sie war durchaus bestimmt.
Die seit langer Zeit befolgte Politik verlassen, verzichten auf die Erfolge,
welche man erreichen wollte, die Ausführung eines Gedankens unterstützen,
welcher weder der der Conventien von London noch seiner Regierung war,
ruhiger Zuschauer ernster und folgenschwerer Ereignisse bleiben, und vielleicht
in dieser Unthätigkeit die Gesundheit und den Ruf seiner Truppen gefähr-
den — das war die peinliche Alternative, welche man dem Grafen von
Reus gesiellt hatte. Gleichwohl war die Antwort, welche dem Admiral am
21. zuging, gemäßigt und vorsichtig; der General Prim verweigert nicht den
Kampf zu eröffnen, er fürchtet die Gefechte nicht; aber er fordert, daß man
das Ziel der Expedition nicht entstelle, und daß diese Expedition, ohne eine
ausschließlich spanische oder französische Expedition zu werden, eine alliirte
Expedition, und die Generale und Bevollmächtigten fortfahren wie früher,
den Beschlüssen der Conferenz unterstellt zu sein. Am 23. März schlug der
Graf von Reus, um alle Mittel der Versöhnung zu erschöpfen, eine neue
Conferenz, im Einverständnisse mit dem englischen Geschäftsträger, vor. Die
Conserenz trat am 9. April zusammen. Man kennt ihr Resultat. Die
Partie, welche der spanische General zu ergreifen hatte, war ihm vorsezeic-
net; er kannte ihre volle Bedeutung, und daß er eine ungeheure Verant-
wortlichkeit über sich nahm, indem er sie ergriff. Er hat nicht angestanden,
seine Pflicht zu thun "“
25. April. Die spanischen Expeditionstruppen schissen sich in Veracruz
wieder ein und kehren nach der Havanna zurück.
26. „ Marocco bezahlt den Rest der Entschädigungssumme an Spanien.
6. Mai. Die Deputirtenkammer genehmigt das Entschädigungsgesetz zu Gunsten
Frankreich's mit 121 gegen 12 Stimmen.
19. „ Die Regierung erklärt in der Deputirtenkammer ihre vorläufige Billigung
der Handlungsweise des General Prim in Merxico.
29. Juli. Ein Decret der Königin verfügt den Verkauf der Häuser, Ländereien
und übrigen Besitzthümer der auf der Insel Cuba aufgehobenen geistlichen
rden.
13. Aug. Unfreundlicher Empfang des neuen spanischen Gesandten
in Paris, General Concha, durch den Kaiser (vgl. Frankr.).
4. Sett Die Königin amnestirt die Verurtheilten von Loja (s. Jahrg. 1861
S. 166.)
17. Oct. Ein Gesandter des Kaisers von Marocco begrüßt die Königin in
Malaga.
8. Nov. Der Finanzminister verordnet, daß mit dem Verkaufe der Kirchen-
güter in Spanien degonnen werde.
1. Dec. Eröffnung der Cortes. Thronrede der Königin.
„ . . Diiee katholische Gesinnung Spanien's ist auch die Meinige, und
Ich bitte Gott, unsere Gebete und Anstrengungen zu erhören, um die pein-
liche Lage des heil. Vaters aufhören zu sehen, der stets der Gegenstand
Meiner tiessten Verehrung ist. Meine Beziehungen zu den fremden Mäch-
ten fahren fort, freundschaftlich zu sein. Ich hoffe, wir werden auf zufrie-
denstellende Weise die Schwierigkeiten verschwinden sehen, welche die Mei-
nungsverschiedenheit der Bevollmächtigten in Merico der Ausführung des