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Erankreich.
28. Aug. Der Moniteur verkündet, daß das französische Evolutionsgeschwader
im Mittelmeer (in Folge des Garibaldischen Unternehmens) den Befehl er-
halten habe, nach Neapel zu gehen.
10. Sept. Der Moniteur widerruft die Bäckereiordnung von 1854.
43. rl!
Der Senator Laguéronnière nimmt in einem Artikel des offiziösen Blattes
„la France“ die frühere Idee des Kaisers, Italien als Staaten-
bund zu organisiren, mit großer Energie wieder auf und weist Frankreich
die Aufgabe zu: ""«" .
die großen Staaten Europa's zum schleunigen Zusammentritt eines
Congresses vorzubereiten, und die Grundlagen der Berathung zur vorher—
gehenden Genehmigung zu bringen. Diese Grundlagen seien: 1) Theilung
Italiens in drei durch einen Bundesverband geeinigte Staaten; 2) euro-
päische Garantie für das von Rom und dem Erbgute Petri gebildete
päpstliche Gebiet; 3) Vorbehalt zum Vortheil des heiligen Vaters von
dessen Souveränetät über die Marken und Umbrien, sowie eines Tributs
aus den Einkünften dieser Provinzen, deren Verwaltung keinem der beiden
italienischen Souveräne anvertraut würde; 4) militärische, diplomatische,
gerichtliche Einheit, sowie Zoll= und Münzeinheit zwischen „allen“ Staaten
Italiens. Laguéêronnieère rechnet bei diesem Plane, Venetien nicht zu Italien.
17. „ Marschall Castellane # zu Lyon.
28. "„
Der französische Gesandte Lavalsette verläßt Rom, um nicht wieder
dahin zurück zu kehren. ,
6. Oct. Der Finanzminister Fould legt dem Kaiser die Gesammt= Uebersicht der
15.,
Finanzlage vor und verlangt die Ermächtigung für die Zustellung des
Budget für 1863 an den Staatsrath. Fould faßt die Lage dahin zu-
sammen: „Die Ziffer der früheren unbedeckten Ausgaben ist auf 157 Mil-
lionen zurückgeführt, der Dienst für 1862 wird kein Deficit ergeben. Wir
werden das Jahr 1863 mit einer Reserve von 80 Milionen bezinnen,
um unvorhergesehenen Ereignissen begegnen zu können. Das Budget für
1864 wird die Auflagen nicht vergrößern.“
Wendung in der Politik Frankreichs gegenüber Italien. Thouvenel
wird entlassen und statt seiner Drouyn de Lhuys zum Minister des
Auswärtigen ernannt.
Brief des Kaisers,an Thouvenel: Im Interesse der Versöhnungs-
politik selbst, der Sie redlich gedient haben, mußte ich Sie im Ministerium
des Auswärtigen ersetzen; indem ich mich jedoch dazu entschließe, mich von
einem Manne zut trennen, dem ich so viele Beweise seiner Ergebenheit
verdanke, so ist mir daran gelegen, ihm zu sagen, daß meine Achtung und
mein Vertrauen in ihn sich deshalb keineswegs verringert haben. Ich bin
überzeugt, daß ich in allen Stellungen, die Sie einnehmen werden, auf
Ihre Einsicht wie auf Ihre Anhänglichkeit rechnen kann, und ich bitte Sie
Ihrerseits stels an meine aufrichtige Freundschaft zu glauben.“,
17. „ Canrobert tritt an die Stelle Castellane's in Lyon, der Herzog
von Magenta an die Stelle Canrobert's in Nancy.
18. „ Erste Circulardepesche Drouyn de Lhuys' an die Vertreter
Frankreichs im Auslande: „Indem ich das Amt antrete, zu welchem der
Kaiser geruht hat mich von neuem zu berufen, halte ich es für nützlich
Ihnen in kurzen Worten darzulegen, in welchem Sinne ich die mir über-
tragene Mission angenommen habe. Ich brauche, Ihnen gegenüber, icht
erst auf die früheren Handlungen und Schritte der kaiserlichen Regierung
in der römischen Frage zurückzukommen. Auch hat Se. Maj der Kaiser
seine Anschauungsweise bereits umständlicher in einem an meinen Vorgänger
gerichteten Schreiben dargelegt. . Diese mit so hoher und so unparteii-