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18. Nov. Wiederzusammentritt des Parlamentes. Pairsschub.
Rattazzi legt in der Abg.-Kammer die auf die römische Frage be-
züglichen Actenstücke auf den Tisch des Hauses. Buoncompagni
kündigt eine Interpellation gegen das Ministerium an.
20. „ Erste Niederlage des Ministeriums: Die Abg.-Kammer
erklärt die in Sicilien während des Belagerungszustandes vorge-
nommenen Wahlen für ungültig. Beginn der großen Debatte über
die Interpellation Buoncompagni's. Rede Buoncompagni's.
25. Nov. Fortsetzung der Parlamentsdebatte über die letzten Ereignisse.
Rede des General Cugia, gewes. außerordentl. Commissärs des Königs in
Sicilien.
26. " ——ser der Parlamentsdebatte. Rede des Ministerpräsidenten
attazzi.
29. „ Fortsetzung der Parlamentsdebatte. Rede des Ministers des Aus-
wärtigen, Durando.
30. „ Fortsetzung der Parlamentsdebatte. Rede des General Brignone,
Militärcommandanten in Sicilien.
1. Dec. Rattazzi zeigt dem Parlament den Rücktritt sei-
nes Ministeriums an. Buoncompagni zieht seine Interpella-
tion zurück. #
3. Dec. Empfang des neuen franz. Gesandten, Graf Sartiges.
9. Dec. Bildung des neuen Ministeriums: Farini Minister-
präsident, Pasolini Auswärtiges, Peruzzi Inneres.
11. Dec. Das neue Ministerium legt dem Parlament sein Programm vor.
Farini: „Durch das Vertrauen des Königs mit der schweren Aufgabe
betraut, die Administration des Staates zu leiten, ist es unsere Pflicht, zu
erklären, daß wir vor Allem in der Unterstützung des Parlaments jene Au-
torität suchen werden, die nöthig ist, um im Innern die Organisation zu
vollenden und dem Ausland gegenüber die Ehre und die Interessen Italien's
zu repräsentiren. Die Nation fühlt, daß die Zeit gekommen ist, wo die Er-
rungenschaften und Wohlthaten der Einheit gesichert, und an die Rege-
lung der inneren Angelegenheiten energische Hand angelegt werden
muß. Wir haben uns vorgenommen, diesen Erwartungen des Volkes da-
durch zu entsprechen, daß wir ihre Interessen und Bedürfnisse genau erfor-
schen, die von der Erfahrung uns vorgezeichneten administrativen Reformen
auf der Basis einer ausgedehnten Decentralisation vollenden und der Ent-
wicklung der constitutionellen Freiheiten in allen Theilen des Staatsorga-
nismus jeglichen Vorschub leisten werden. Allein diese Entwicklung der
Freiheit hat die öffentliche Ordnung zu ihrer ersten und nothwendigsten
Bedingung. Würde die öffentliche Ordnung nicht fest aufrecht erhalten, so
würde Italien in sich die Zuversicht des endlichen Triumphs abnehmen
sehen, und auf seinem Wege das Mißtrauen der Reglerungen und der Völ-
ker Europa's als ein kaum übersteigbares Hinderniß entressen. Die Italie-
ner haben bewiesen, daß sie, entschlossen. und sicher in ihren Anstrebungen
für Einheit und nationales Recht, diesen Glauben nie trennen von ihrer
tiefen Ergebenheit für die Monarchie und das Gesetz. Mit diesem Schau-
spiel verständigen Sinnes, welches Italien gab, geht Hand in Hand das
Gefühl Dder nationalen Dankbarkeit für die Armee, das Symbol und
Pfand unserer Geschicke, die, nachdem sie glorreich die Schlachten der Unab-
hängigkeit geschlagen, bei einer jüngsten schmerzlichen Probe das edelste Bei-
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