Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dritter Jahrgang. 1862. (3)

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Rom. 
brochen hat, so steht er doch in den besten Beziehungen zu Italien. Selbst 
Italiener und der erste der Italiener, leidet er mit unter den Leiden Ita- 
liens und ist mit Schmerzen Zeuge der grausamen Prüfungen, welche die 
italienische Kirche treffen. Was eine Verständigung mit den Räubern be- 
trifft, so werden wir uns nie darauf einlassen! Ich kann nur wiederholen, 
jede Transaktion auf diesem Gebiet ist unmöglich, mit wel- 
chen Vorbehalten man sie auch begleiten, in welche Wendung der Sprache 
man sie auch einhüllen wolle; in dem Augenblick, wo wir sie annähmen, 
würden wir sie zu sanktioniren scheinen. Der Papst verpflichtet sich bei sei- 
ner Erhebung, wie die Kardinäle bei ihrer Ernennung, eidlich, nichts von 
dem Gebiet der Kirche abzutreten. Der hl. Vater wird daher keine 
Konzession dieser Art machenz ein Konklave würde ebenso 
wenig das Recht dazu haben; das Gleiche gilt von einem 
neuen Papst, und seinen Nachfolgern von Jahrhundert zu 
Jahrhundert würde ein solches Zugeständniß ebenso wenig 
gestattet sein". Der sehr ruhige Ton des Kardinal-Staatssekretärs kün- 
dete zudem einen um so unerschütterlichern Entschluß an, als derselbe sich auf 
eine Anschauungsweise begründet, welche außerhalb der Discussion liegt. Ich 
begnügte mich, dem Kardinal Antonelli zu bemerken, daß schon der Cha- 
rakter seiner Erklärung mir die Pflicht auferlege, ihn zu fragen, ob ich sie 
als die endgültige des hl. Stuhls betrachten und der kaiserlichen Regierung 
übermitteln könne. Nach einem Augenblick der Ueberlegung erbot sich der 
Kardinal, darüber mit dem hl. Vater zu sprechen, obwohl er diesen Schritt 
für überflüssig halte. Das tiefe Gefühl heiliger Pflichten habe Sr. Heilig- 
keit die feierlichen Erklärungen eingegeben, mit welchen er sich so oft in 
seinen Encykliken und Allocutionen an die gesammte katholische Christenheit 
gewandt habe. Der Kardinal sah daher ohne Schwierigkeit die Antwort 
voraus, die er mir am folgenden Tage entweder schriftlich oder durch Ver- 
mittelung eines seiner Prälaten zukommen zu lassen versprach. Ich habe 
denn auch wirklich diesen Morgen vom Kardinal-Staatssekretär ein Billet 
erhalten, dessen Uebersetzung dieser Depesche beigelegt ist. Nach Einholung 
der Befehle des Papstes sagt mir der Kardinal, habe er seiner gestrigen 
Antwort nichts hinzuzufügen, noch etwas davon zurückzunehmen. — Um mich 
kurz zu fassen, haben Ew. Erc. folgende Frage aufgestellt, die ich ihrem 
Wortlaute nach hier wiedergebe: „Dürfen wir die Hoffnung hegen, daß der 
heilige Stuhl, den vollzogenen Thatsachen Rechnung tragend, sich zur 
Prüfung einer Vereinbarung herbeilassen wird, welche dem Paypste 
die bleibenden Bedingungen der zur Ausübung seiner Macht nothwendigen 
Würde, Sicherheit und Unabhängigkeit sichern würde?" Ich sehe mich mit 
tiefem Bedauern genöthigt, verneinend antworten zu müssen, aber ich würde 
es für Pflichtvergessenheit von meiner Seite halten, Ihnen eine Hoffnung 
zu lassen, welche ich selbst nicht hege“. 
19. Jan. Nationale Demonstration in Rom. 
8. Febr. Neue nationale Manifestationen in den Theatern Roms werden 
von den franz. Gendarmen verhindert. 
25. März. Der Papst erklärt im versammelten Consistorium in feier- 
licher Allocution, die weltliche Herrschaft sei zwar allerdings kein 
Dogma, aber nothwendig und unerläßlich, um die Unabhängigkeit 
des römischen Papstes aufrecht zu halten: 
„ Es ist hier am Orte, eln Schreiben zu erwähnen, das Uns vor 
kaum achtundvierzig Stunden aus einer großen Stadt Italiens, besser ge- 
sagt, aus der Hauptstadt der Lombardei, von einem Geistlichen zugekommen 
ist, der sich als Kanonikus unterzeichnet. In dem Schreiben heißt es:
	        
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