Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dritter Jahrgang. 1862. (3)

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Rom. 
Kirche mit Füßen treten, sie ihrer Güter berauben, ihrem Amte hochsinnig 
zugethane Prälaten und Geistliche verfolgen und einkerkern, die Diener der 
religiösen Orden und die gottgeweihten Jungfrauen aus ihren Asylen ver- 
treiben, und die zu Allem fähig sind, wenn es gilt, die Kirche in schmäh- 
liche Knechtschaft zu zwingen und dieselbe zu unterdrücken. 
„Während Eure so sehr ersehnte Gegenwart uns zu besonderem Wohlge- 
fallen gereicht, seid Ihr selber Zeugen von der Freiheit, die heutigen Tages 
in Italien unsere ehrwürdigen Brüder in Episcopate haben, welche, wäh- 
rend sie mit Muth und Ausdauer die Kämpfe des Herrn und Heilandes 
kämpfen, zu unserem tiefen Leidwesen verhindert wurden, dieser Versamm- 
lung anzuwohnen, was sie doch so sehnlich wünschten, wie die Erzbischöfe und 
Bischöfe des unglücklichen Jtalien uns durch alle ihre gegen uns und gegen 
den heiligen Stuhl von Liebe und Ergebenheit erfüllten Schreiben zu wissen 
gethan haben. Desgleichen gewahret Ihr hier keinen der portugiesischen 
Prälaten, und wir sind tief betrübt, wenn wir der Hindernisse 
gedenken, die ihrer Reise nach Rom in den Weg gestellt wurden 
„Wir reden kein Wort von jener gottlosen Verschwörung, von jenen 
strafbaren, hinterlistigen Kunstgriffen, womit sie die weltliche Souveränetät 
dieses heiligen Stuhles umstürzen und vernichten wollen. Wir wollen viel- 
mehr auf jene bewunderungswürdige Einmüthigkeit hinweisen, worin Ihr 
selber in Gemeinschaft mit allen ehrwürdigen Prälaten der katholischen Welt 
nie müde geworden seid, und durch Eure an uns gerichteten Briefe wie durch 
Eure Hirtenbriefe fort und fort diese Gottlosigkeiten aufgedeckt und bekämpft 
habt, während Ihr zugleich lehrtet, daß diese weltliche Souveränetät 
des heiligen Stuhles dem römischen Oberhirten verlieben ward durch 
einen besonderen Rathschluß der göttlichen Vorsehung, und daß sie nothwen- 
dig sei, damit dieser römische Oberhirt, indem er keines Fürsten oder keiner 
bürgerlichen Macht Unterthan, in der gesammten Kirche mit vollkommener 
Freibeit die höchste Gewalt und Autorität ausübe, womit er durch unseren 
Heiland Jesus Christus selbst göttlich bekleidet ward, um die gesammte 
Heerde des Heilandes zu hüten und zu lenken und um für das Beste der 
Kirche, so wie für die Bedürfnisse und Vortheile der Gläubigen Sorge 
tragen zu können. .. .“ 
Wie die Allocution beendet ist, naht sich der Cardinal Mattei, 
Aeltester des heil. Kollegiums, mit mehreren andern Mitgliedern 
des Episcopats dem Throne Sr. Heiligkeit und überreicht dem 
h. Vater im Namen aller in Rom anwesenden Bischöfe eine Adresse: 
„ . . Von allen Seiten treten vor unsere Seele die entsetzlichen Ver- 
brechen, welche dieses schöne Land Italien, dessen Ehre und Stütze, glück— 
seliger Vater, Du bist, jammervoll verwüstet haben und jetzt Deine und 
des h. Stuhles Souveränetät zu erschüttern und umzustürzen suchen, aus der 
doch alles, was es Schönes gibt in der bürgerlichen Gesellschaft, wie von 
seiner Urquelle entflossen ist. Weder die dauernden Rechte der Jahrhunderte, 
noch der lange und friedliche Besitz der Macht, noch die von der Autorität 
des ganzen Europa sanctionirten und garantirten Verträge haben es ver- 
hindern können, daß Alles umgestürzt ward unter Verachtung aller der Ge- 
setze, auf die sich bis jetzt die Eristenz und die Dauer der Staaten gestützt. 
Um uns mit dem, was uns zunächst berührt, zu beschäftigen, Dich, hei- 
ligster Vater, sehen wir durch das Verbrechen jener Usurpatoren, welche die 
Freiheit nur zum Deckmantel ihrer Bosheit nehmen, der Provinzen be- 
raubt, welche durch die Fürsorge und unter dem Schutze der Würde des 
heilligen Stuhles und der ganzen Kirche sich einer billigen Verwaltung er- 
freuten. Deine Heiligkeit hat mit unbezwinglichem Muthe diesen rechtlosen 
Gewaltthaten Widerstand geleistet, und wir müssen Dir dafür im Namen
	        
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