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Rom.
Kirche mit Füßen treten, sie ihrer Güter berauben, ihrem Amte hochsinnig
zugethane Prälaten und Geistliche verfolgen und einkerkern, die Diener der
religiösen Orden und die gottgeweihten Jungfrauen aus ihren Asylen ver-
treiben, und die zu Allem fähig sind, wenn es gilt, die Kirche in schmäh-
liche Knechtschaft zu zwingen und dieselbe zu unterdrücken.
„Während Eure so sehr ersehnte Gegenwart uns zu besonderem Wohlge-
fallen gereicht, seid Ihr selber Zeugen von der Freiheit, die heutigen Tages
in Italien unsere ehrwürdigen Brüder in Episcopate haben, welche, wäh-
rend sie mit Muth und Ausdauer die Kämpfe des Herrn und Heilandes
kämpfen, zu unserem tiefen Leidwesen verhindert wurden, dieser Versamm-
lung anzuwohnen, was sie doch so sehnlich wünschten, wie die Erzbischöfe und
Bischöfe des unglücklichen Jtalien uns durch alle ihre gegen uns und gegen
den heiligen Stuhl von Liebe und Ergebenheit erfüllten Schreiben zu wissen
gethan haben. Desgleichen gewahret Ihr hier keinen der portugiesischen
Prälaten, und wir sind tief betrübt, wenn wir der Hindernisse
gedenken, die ihrer Reise nach Rom in den Weg gestellt wurden
„Wir reden kein Wort von jener gottlosen Verschwörung, von jenen
strafbaren, hinterlistigen Kunstgriffen, womit sie die weltliche Souveränetät
dieses heiligen Stuhles umstürzen und vernichten wollen. Wir wollen viel-
mehr auf jene bewunderungswürdige Einmüthigkeit hinweisen, worin Ihr
selber in Gemeinschaft mit allen ehrwürdigen Prälaten der katholischen Welt
nie müde geworden seid, und durch Eure an uns gerichteten Briefe wie durch
Eure Hirtenbriefe fort und fort diese Gottlosigkeiten aufgedeckt und bekämpft
habt, während Ihr zugleich lehrtet, daß diese weltliche Souveränetät
des heiligen Stuhles dem römischen Oberhirten verlieben ward durch
einen besonderen Rathschluß der göttlichen Vorsehung, und daß sie nothwen-
dig sei, damit dieser römische Oberhirt, indem er keines Fürsten oder keiner
bürgerlichen Macht Unterthan, in der gesammten Kirche mit vollkommener
Freibeit die höchste Gewalt und Autorität ausübe, womit er durch unseren
Heiland Jesus Christus selbst göttlich bekleidet ward, um die gesammte
Heerde des Heilandes zu hüten und zu lenken und um für das Beste der
Kirche, so wie für die Bedürfnisse und Vortheile der Gläubigen Sorge
tragen zu können. .. .“
Wie die Allocution beendet ist, naht sich der Cardinal Mattei,
Aeltester des heil. Kollegiums, mit mehreren andern Mitgliedern
des Episcopats dem Throne Sr. Heiligkeit und überreicht dem
h. Vater im Namen aller in Rom anwesenden Bischöfe eine Adresse:
„ . . Von allen Seiten treten vor unsere Seele die entsetzlichen Ver-
brechen, welche dieses schöne Land Italien, dessen Ehre und Stütze, glück—
seliger Vater, Du bist, jammervoll verwüstet haben und jetzt Deine und
des h. Stuhles Souveränetät zu erschüttern und umzustürzen suchen, aus der
doch alles, was es Schönes gibt in der bürgerlichen Gesellschaft, wie von
seiner Urquelle entflossen ist. Weder die dauernden Rechte der Jahrhunderte,
noch der lange und friedliche Besitz der Macht, noch die von der Autorität
des ganzen Europa sanctionirten und garantirten Verträge haben es ver-
hindern können, daß Alles umgestürzt ward unter Verachtung aller der Ge-
setze, auf die sich bis jetzt die Eristenz und die Dauer der Staaten gestützt.
Um uns mit dem, was uns zunächst berührt, zu beschäftigen, Dich, hei-
ligster Vater, sehen wir durch das Verbrechen jener Usurpatoren, welche die
Freiheit nur zum Deckmantel ihrer Bosheit nehmen, der Provinzen be-
raubt, welche durch die Fürsorge und unter dem Schutze der Würde des
heilligen Stuhles und der ganzen Kirche sich einer billigen Verwaltung er-
freuten. Deine Heiligkeit hat mit unbezwinglichem Muthe diesen rechtlosen
Gewaltthaten Widerstand geleistet, und wir müssen Dir dafür im Namen